Der Welt-Aids-Tag 2013 (kurz WAT) stand dieses Jahr von Anfang an nicht unter einem guten Stern.
Angefangen hatte alles schon im Mai 2013 als der Bremer Senat seinen Haushalt entwarf. Für 2014 sollte das Rat + Tat Zentrum in Bremen nicht mehr mit dem jährlichen Zuschuss von 150.000,00 € bedacht werden. Das hört sich für Außenstehende erst einmal nach sehr viel Geld an, aber man auch wissen, dass dafür in Bremen und für Bremen sehr viel Gutes getan wird. Auch hängen vier Arbeitsplätze an diesem Zuschuss. Der Aufschrei war groß unter den Lesben und Schwulen – schnell kamen über 5.000 Unterschriften für den Peditionsausschuss zusammen, die darauf hin dem Bremer Senat zugestellt wurden. Es folgten unzählige Gespräche.
Am 10. November 2013, als der Cinemarkt im Modernes stattfand, war der Haushalt immer noch nicht abgeschlossen. Trotz allem konnte Radio Bremen 4 einen Tag zuvor einen großen Kinosaal inklusive einer Filmvorführung an zwei Firmen versteigern. Unglaubliche 7.000,00 € brachte diese Versteigerung. Als Helmut und ich dann am Morgen alles für den Cinemarkt (Verkauf von alten Filmplakaten) aufbauten, war die Stimmung einerseits betrübt, auf der anderen Seite hieß es aber: „Jetzt erst Recht. Wenn wir schon untergehen, dann mit einem Knaller.“ So kam es dann auch. Die Helfer, die die Plakate nach dem Aufbau der Verkaufsstände usw. verkauften, erzielten noch einmal die Summe von 5.050,00 €. Insgesamt war das ein Erlös von 12.050,00 € für die Arbeit des Rat + Tats. Das war für den Tag wenigstens ein kleines Trostpflaster.
Drei Wochen später, am 30. November 2013, sollten wieder die Sammlungen zum WAT stattfinden. Schon vorher hörte ich, dass einige Helfer und Sammler dieses Jahr nicht zum sammeln auf dem Findorff-Markt dabei sein konnten. Auch das noch. Schnell konnten wir Kurt aus unserer Gruppe zum Sammeln gewinnen. Er war sofort bereit mit mir zu sammeln und die so genannten AIDS-Teddys zu verkaufen. Leider dürfen wir mit unseren Bauchläden und Sammeldosen nicht mehr über den Findorff-Markt gehen. Somit standen Kurt und ich an einem Eckausgang des Marktes. So wie ich früher machte nun Kurt erstmalig Erfahrung mit dem Sammeln auf diesem Markt. Es sind immer die Selben Reaktionen von Spendern und Nichtspendern. Die positiven und negativen Sprüche zu dem Thema AIDS haben sich in all den Jahren kaum geändert. Aber wir alle müssen wohl sehr sympathisch und vertrauensvoll gewirkt haben. Denn schon um 12:00 Uhr waren alle Teddys an den Mann bzw. an die Frau gebracht. Viele 10-€-Scheine wurden in die Sammeldose gesteckt. Wir waren oft positiv über die Hilfsbereitschaft der Bremer überrascht. Gegen 12:30 Uhr wurde es auf dem Markt etwas ruhiger und unsere Sammeldosen waren randvoll. Mit schmerzendem Rücken, kalten Füßen und klammen Fingern konnten wir langsam unsere diesjährige Sammelaktion beenden.
Und dann hörte ich zum Schluss von Annette, dass der Bremer Senat für weitere zwei Jahre die Förderung des Rat + Tats beschlossen hatte. Puh, da fiel mit ein Stein vom Herzen. Das Rat + Tat kann weiter arbeiten und die Beratung für die vielen Rat suchenden geht unvermindert fort.
So gesehen kann nun das Jahr, welches so beängstigend unruhig begonnen hatte, zufrieden ausklingen. Das heißt: Der gute Stern ist wieder aufgegangen. Persönlich freue ich mich schon auf den WAT 2014, wo ich mir beim sammeln auf dem Findorff-Markt wieder kleine dumme, aber auch nette Sprüche anhören kann.
Norbert
Erstellt im Dezember 2013
Wo ist die Zeit geblieben? So schnell ging das Jahr 2013 vorbei. Und doch persönlich war es mal wieder ein sehr ereignisreiches Jahr für Helmut und mich. Eigentlich fing das Jahr traurig an. Helmuts Mutter starb Mitte März. Danach gab es viel Arbeit mit unseren Umzug und den damit verbundenen Arbeiten. Das erste halbe Jahr war schon heftig. Danach wurde alles besser. Der Sommer kam, der Garten erblühte. Familie, Kinder und Freunde gingen ein und aus bei uns. Viele schöne Gespräche gab es an unserem Esstisch beim Essen, Wein-, Kaffee- oder Teetrinken.
Einige Feste wurden gefeiert – Geburtstage, Kohlessen, Adventskaffee usw. Und zu Weihnachten wird unser Haus auch wieder mit vielen lieben Menschen gefüllt sein. 2013, ein Jahr, das für uns traurig begann, aber hoffnungsvoll endet.
Mit diesen Gedanken ging ich gestern zu unserem letzten Gruppentreffen in diesem Jahr. Im Fernseher zeigt man uns einen Jahresrückblick nach dem anderen. Nach dem üblichen Begrüßungsritual innerhalb der Gruppe, wollte ich wissen wie für den einzelnen das Jahr im Rückblick war. Was ich bzw. alle anderen neunzehn Männer zu hören bekamen war beeindruckend. Für viele gab es einschneidende und bewegende Ereignisse. Sei es das Outing, sei es Krankheit oder andere persönliche Ereignisse. Oft begann für die meisten von uns das Jahr gar nicht so gut, aber bei vielen wurde das Jahr immer besser. Leider nicht für alle. Aber auch hier sehe ich gute Ansätze, dass sich im Jahr 2014 einiges zum Guten ändern wird.
Persönlich war ich überrascht, dass etliche von uns tatsächlich erst seit Anfang des Jahres zu uns gefunden haben. Überrascht deswegen, weil mir diese Männer in dieser Zeit durch viele Gespräche und regelmäßiger Gruppenteilnahme vertraut geworden sind und ich einfach das Gefühl habe, dass ich sie schon „ewig“ kennen würde.
Es war schön zu hören, dass es einigen heute besser geht, als noch zu Anfang des Jahres. Auch klang immer wieder durch, dass die Gruppe ihnen dabei geholfen hat. Mir war das gar nicht so bewusst. Die Worte die ich zu hören bekam taten mir gut und bestärkten mich, dass ich unbeirrt weiter machen muss.
Natürlich bekamen wir nicht nur Gutes zu hören. Diejenigen, die noch mitten im Outingprozess stecken, sehen ihr Leben nicht so positiv. Ich bin mir aber sicher, dass auch jene viel vom rückblickenden Gruppenabend mitnehmen konnten. Ich wünsche denen für das kommende Jahr viel Kraft und Mut, damit ihr Leben wieder in positiven Bahnen verläuft.
Das Jahr 2014 wirft schon seine Schatten voraus. Es wird wieder eine Kohltour geben, zu der bereits die ersten Anmeldungen vorliegen. Ein gemeinsamer DVD-Abend ist auch wieder in Planung. Viele von uns fahren im Mai zum bundesweiten Vätertreffen „Zwischen den Welten“ zur Akademie Waldschlösschen bei Göttingen. Beim CSD Nordwest in Oldenburg werden sicher auch die meisten wieder mit dabei sein.
Insgesamt betrachtet weiß ich, dass es gut ist, dass es unsere Gruppe gibt und jeder einzelne von euch ist eine Bereicherung für alle. Ich sage Danke für ein weitgehenst gutes Jahr 2013 und freue mich auf ein ebenso gutes 2014. Und ich bin darauf gespannt, was wir uns im Dezember 2014 erzählen werden . . .
Norbert
Erstellt im Dezember 2013
Zickenkrieg auf der Bühne
Zufälliger Weise hatte ich von einer Aufführung im Schnürschuh-Theater im Buntentor gelesen: „DIVA – von nun an geht’s bergab“. Ein Travestiemusical sollte es sein. Helmut, der meinige, lies sein Training ausfallen und schon machten wir uns auf einen Freitagabend hoffnungsvoll auf den Weg – Karten konnte man nicht mehr bestellen. Die Straßenbahn kam, als wenn sie auf uns gewartet hätte, selbst der Anschluss klappte sofort. Ein paar Schritte noch und schon standen wir vor dem Theatergebäude – ein kleines Haus. An der Abendkasse hatten wir Glück, zwei Personen hatten wegen Krankheit abgesagt und so bekamen wir gleich unsere Tickets. Nach einem Treppenaufgang erwartete uns ein kleiner Zuschauerraum von gut 100 Sitzplätzen, die schon größtenteils besetzt waren. Aber wir hatten Glück, denn wir ergatterten noch zwei gute Plätze nebeneinander. Der Wein, den Helmut noch von der Bar geholt hatte, zog einem die Schuhe aus, nun denn: Sauer macht lustig. Die Kulisse, die man in Ermangelung eines Vorhangs sehen konnte war recht spartanisch.
Pünktlich um 20:00 Uhr begann die Vorstellung. Eine kleine Travestiegruppe tingelte durch den Osten Deutschlands und war in Kyritz an der Knatter, einem kleinen Städtchen, gelandet. Hier begann er nun, ein humorvoller Trip vor und hinter die Kulissen der Travestie, Dramen und Zickenkriege, eine temperamentvolle Show mit Hits und Gags sowie Geheimnissen, die besser nie ans Tageslicht kommen sollten. Die Truppe bestand aus einem Manager und drei „Damen“. Ihre Garderobe, um nicht zu sagen „Fummel“ hätte ich mir etwas glamouröser gewünscht, sie passte aber in ihrer Einfachheit zur Kulisse. Der eigentliche Travestiestar war für mich nicht wie angekündigt Sally Williams, sondern die skurrile Alte, mit einer tollen Mimik und vielen bissigen Worten gegenüber Sally. In humorvoller Weise wurde auch das Publikum gelegentlich mit in die Show einbezogen, oft spontan, improvisiert und aus dem Stegreif. Live gesungen hatten sie alle, nicht immer gut, aber authentisch. Gesanglich war die jüngste „Dame“ am besten.
Eine Pause gab es nach 70 kurzweiligen Minuten. Den Wein haben wir aus Erfahrung besser weg gelassen. Der Piccolo war besser. Danach ging es mit der Unterhaltung noch über eine Stunde weiter, einschließlich einer Zugabe. Wir waren überrascht, dass es schon 22.45 Uhr war, als wir wieder aus dem Theater gingen.
22 Euro pro Person für den Eintritt sind sicher nicht ganz billig, aber dafür war es live und nicht aus der Konserve. Wir hatten einen vergnüglichen Abend. Wer sich selbst ein Urteil über diese Show bilden möchte, kann für den 8. Februar 2014 noch Karten bestellen.
Norbert
Erstellt im November 2013
Warum gibt es das nicht in Bremen?
Am Samstagnachmittag war es wieder soweit – ein Anruf von Fred: „Was machen wir heute Abend?“ Das ist in der Tat eine schwere Frage, wenn man in Bremen und um zu wohnt. Natürlich gibt es die eine oder andere Veranstaltung in Bremen zu der man hingehen könnte. Aber Einlass erst ab 23.00 bzw.23.59 Uhr? Das ist doch – Entschuldigung – bescheuert. Das wird immer später. Da organisiert man doch lieber etwas mit Freunden zu Hause. Und ins Rendezvous, KL, Bronx oder Friends mag man auch nicht immer gehen. Aber halt! Da ist das noch die Stadt Oldenburg. Hier ist oft etwas los für uns und nicht nur erst um Mitternacht.
Um 20:00 Uhr war Fred bei uns (und der regelmäßige Leser wird sich fragen: Und sein Helmut? – Der ist z.Z. in der Reha). Nach dem obligatorischen Becher Kaffee fuhren wir drei gen Oldenburg zur Sauna K13. Hier war es wie immer hell (nur nicht im Darkroom *grins*) und sauber mit einer freundlichen Bedienung am Tresen, der immer gut besucht war. Schnell kommt man am Tresen auch ins Gespräch. Zwischendurch die Saunagänge und sonstiges was man zur Entspannung braucht. Ein jeder so wie er mag. Schnell waren drei Stunden vergangen. Zum Abschluss an der Kasse gab es dann noch einen Gutschein für ein Freigetränk in der Männerfabrik im Alhambra. Hier waren wir schon lange nicht mehr.
Wir wussten, dass heute in der Männerfabrik „OktoBärFest“ sein sollte. Das Alhambra ist in der Nähe vom K 13 und so fuhren wir dort noch hin. Der Eintrittspreis von vier Euro ist akzeptabel. Kurz nach Mitternacht waren wir dort. Es hatte aber schon um 22:00 Uhr begonnen (dieses Mal waren wir spät *lach*). Hier war es richtig voll – men only. Nichts gegen Frauen auf Feten, aber es ist einfach toll nur unter Männern zu sein. Männer jeglicher Coleur. Herrlich. Und was man alles zu sehen bekam! Das kann man gar nicht alles beschreiben – das muss man gesehen haben. Tanzen konnten wir hier auch gut. Im Gegensatz zu früher – da gab es ausschließlich Techno – war jetzt gute Musik zu hören. Musik, die auch bekannt und tanzbar war. Es hat spaß gemacht.
Bekanntlich soll man gehen, wenn es am Schönsten ist. Nach 02:00 Uhr morgens haben wir uns langsam wieder auf den Weg nach Hause gemacht. Auch wenn es uns später schwer fiel aufzustehen, so war es doch ein toller Samstagabend.
Ich frage mich nur, warum wir dafür extra nach Oldenburg fahren müssen – und das nicht zum ersten Mal. Warum ist es in Bremen so schwer so etwas zu organisieren? Ich habe immer das Gefühl, dass in Bremen gegeneinander gearbeitet wird und in Oldenburg miteinander. Wir waren nicht das erste Mal in Oldenburg, um uns zu amüsieren und es wird bestimmt nicht das letzte Mal sein.
Norbert
Erstellt im Oktober 2013
Da war er wieder: Unser Nationalfeiertag, 3. Oktober. Und was machen wir, Helmut und ich? Wir fahren nach Holland.
Früh morgens um acht Uhr sind wir schon los gefahren. Um 10 Uhr hatten wir Groningen erreicht. Ein wunderschönes Städtchen mit vielen individuellen kleinen und größeren Geschäften. Da schlägt das schwule Einkaufsherz einfach höher.
Nachdem wir unseren Parkplatz im Herzen Groningens gefunden hatten sind wir gleich losgezogen. Einiges kannten wir schon von früheren Zeiten, als wir hier waren. Aber auch dieses Mal gab es wieder so viel zu entdecken. Straßen mit vielen kleineren Geschäften mit netten alten Dingen, Kunst und Gewerbe. Zwischendurch mussten wir natürlich auch etwas essen. Das ist in Groningen nicht so ganz einfach, wenn man nicht gerade Fritten essen will. Leckeren Kuchen haben wir trotzdem gefunden und guten Kaffee dazu. Fünf Stunden später war unser Portemonnaie leer und unsere Füße rund und wund.
Zeit für ein wenig Entspannung. Das Pakhuisje, die Gay-Sauna in Groningen, war nicht weit vom Parkhaus entfernt. Wir waren schnell zu Fuß dort. Nach dem Eintritt und dem Verstauen der Klamotten ging es gleich in die finnische Sauna. Ah, das war schon mal ’ne Wohltat. Gut war auch die Infrarotlicht-Kabine in der man zu zweit rein konnte. Dieses Licht tat unseren alten Knochen wirklich gut. So etwas habe in hier noch nicht gefunden. Die Dampfsauna war uns schon zu heiß. Da konnte man es nicht lange aushalten. Da war es im Whirlpool schon besser. Herrlich warmes blubberndes Wasser umspielte unsere Luxuskörper. Ah, schön war’s. Und überall gab es große Ruhekabinen ohne, dass man etwas dafür extra zahlen musste. Es war schon am dämmern als wir die Sauna verließen. Zwei Stunden Heimfahrt lagen nun wieder vor uns. Zuvor mussten wir noch 22 Euro Parkgebühren bezahlen. Da hat uns zu guter Letzt fast der Schlag getroffen. Ein Manko für Groningen. Aber der Tag hat sich gelohnt. Ein Tag einfach nur für uns.
Norbert
Erstellt im Oktober 2013
Wenn wir aus der Provinz mal in unsere Bundeshauptstadt Berlin kommen, kann es passieren, dass einem die „Siegessäule“ dem queeren Magazin aus Berlin in die Hände fällt *grins*. Da liest man mal andere Artikel als in der hiesigen „Schwulissimo“ oder dem „Hinnerk“ aus Hamburg. In der August-Ausgabe 2013 habe ich folgendes Interview gefunden, was ich euch nicht vorenthalten möchte.
Vorweg noch dieses: Viele aus unserer Gruppe sind oder waren verheiratet. Wenn aus dieser Ehe Kinder hervorgegangen sind, dann beobachten wir diese, um zu sehen wie sie mit unserem Schwulsein zu Recht kommen, sei es mit uns und unserem Partner, sei es in der Schule oder später im Berufsleben.
Aktuelles aus Berlin kann man unter www.siegessaeule.de lesen. Dort findet man auch die Downloads für ältere Hefte. Doch nun zum Interview von Jugendlichen aus Regenbogenfamilien.
„Ich kann dieses Unemanzipierte nicht leiden“
Im Interview erzählen Rieke, Lara, Pierre und Pascal von ihren Familien und sprechen darüber, wie diese von außen wahrgenommen werden
Familie war mal Vater, Mutter, zwei Kinder. Siegessäule-Autor Jan Dimog hat Jugendliche aus Familien getroffen, die mit Homo-Eltern aufgewachsen sind. Ein Gespräch über Regeln in Regenbogenfamilien und klassische Rollenverteilungen, die nicht nötig sind. Rieke Kuhlmann (15 J.) hat einen älteren Bruder und drei Halbgeschwister und lebt abwechselnd bei ihrem Vater in Teltow und ihrer Mutter und deren Freundin in Mahlow. Lara Foth (16 J.) lebt mit zwei Müttern und einer jüngeren Schwester in Friedrichshain. Pascal und Pierre Wilde sind Zwillinge (20 J.) leben bei ihren zwei Müttern und ihrer kleinen Schwester in Wilmersdorf. Beide sind angehende Polizisten.
Wie sind die Reaktionen auf eure Regenbogenfamilien? Was ist der Unterschied zu anderen Familien?
Pierre: Es gibt gar nicht so große Unterschiede. Ich finde, dass wir normal erzogen wurden. Wenn die Leute seltsam reagiert haben, lag das an deren Erziehung. Oder dass sie grundsätzlich intolerant sind. Lara: Würde ich auch so sehen. Manchmal gab es komische Reaktionen, zum Beispiel, dass die Leute dann ungläubig sind und gleich sonst was denken. Rieke: Für viele ist es unerwartet, wenn man zwei Mütter oder eben zwei Väter als Eltern hat. Einmal meinte eine Mitschülerin zu meiner Schwester, ob das ansteckend sei, wenn man lesbische Mütter hätte. Da hat meine Schwester die angestupst und gesagt: So, jetzt habe ich dich angesteckt. (lacht)
Müsst ihr vielen Leuten erklären, was eine Regenbogenfamilie ist?
Pascal: Bei unserer Ausbildung bei der Polizei gibt es ja eine Vereidigung, wo auch die Eltern kommen. Die Kollegen und Kolleginnen haben mir nicht geglaubt, dass ich zwei Mütter habe. Das musste ich denen beweisen, indem ich meinem Bruder eine SMS geschrieben und gefragt habe: „Wer ist Yvonne?“ Er hat dann geschrieben: „Ist die Frau unserer Mutter.“ Diese Nachricht habe ich den Leuten gezeigt und erst dann haben die es mir geglaubt. Als die beiden dann bei der Vereidigung da waren, war es auch allen klar. Aber die wollten mir einfach nicht glauben! Wahrscheinlich konnten sie es sich einfach nicht vorstellen. Die dachten, ich wollte sie verarschen. Lara: Ich kann das sogar verstehen, wenn sich Leute wundern. Es gibt halt nicht so viele in unserem Alter. Irgendwer hat mich auch gefragt, wer bei meinen Müttern der Mann und wer die Frau ist. Pascal und Pierre: Ja, bei uns auch! (lachen) Lara: Ich war da erst zehn oder so und war verwirrt, weil ich nicht wusste, was ich der Frau sagen sollte. Ich hab gesagt: Na ja, sind beides Frauen. Sie dann so: Ach so, o. k. Und hat dann ewig darüber nachgedacht.
Sind Homo-Ehe und Regenbogenfamilien Themen im Lehrplan?
Pierre: Nee, bei uns nicht. Das hätte man im Ethikunterricht behandelt, damals gab es den noch nicht. Lara: Wir hatten in Bio was zu Transvestiten und Transsexuellen. Rieke: Wir haben im Ethikunterricht kurz darüber gesprochen, aber da sind dann höchstens zehn Leute und alles Mädchen. Meine Lehrerin behandelt manche Themen sehr, sehr lange und dann ist für solche Themen kein Platz mehr. Woran ich mich erinnere, ist, dass im Zusammenhang mit Glaube und Religion über die Homo-Ehe gesprochen wurde. Lara: Stimmt, diskutiert haben wir darüber auch mal, aber meine Klasse hat sich nicht dafür interessiert. Ich habe da einen erzkonservativen Idioten in meiner Klasse und mit dem habe ich mich dann gestritten.
Warum ist „schwul“ in Schulen eigentlich ein Schimpfwort?
Rieke: Gute Frage. Vielleicht, weil das noch von früher kommt und weil früher ja Homosexualität als etwa Schlechtes angesehen wurde. Die, die es benutzen, wissen es nicht besser und nehmen es gar nicht wahr oder wollen auch irgendwie cool sein. Pascal: Ich glaube, es liegt daran, dass Lesben mehr toleriert werden als Schwule. Meine Theorie dazu: manche Heteromänner finden es ja gut, wenn Frauen was miteinander haben, aber es ist dann ganz schlimm, wenn Männer was miteinander haben. Frauen sind ja eh insgesamt aufgeschlossener. Deshalb sind Schwule verpönter als Lesben. Ich merk das auch manchmal, dass ich sage: Das ist ja voll schwul. Ich meine es gar nicht böse. Mein Onkel ist auch schwul.
Und dir, Lara, ist dir auch schon was „schwul“ vorgekommen?
Lara: Nee, find ich auch scheiße. Ich versuche das meinen männlichen Freunden auszureden, aber die sind etwas homophob. Die meinen es ja auch nicht so und theoretisch sind sie auch tolerant und trotzdem sagen sie die ganze Zeit: „Bist du schwul oder was?“
Was eure sexuellen Vorlieben betrifft: denkt man anders darüber nach, wenn man aus einer Regenbogenfamilie kommt?
Lara: Du meinst, ob man mehr in andere Richtungen denkt? Aufgeschlossener vielleicht schon. Aber ich habe jetzt einen Freund. Rieke: Ich habe auch seit Kurzem einen Freund, aber ich denke, klar, man macht sich vielleicht mehr Gedanken, ob man jetzt zum Beispiel auch Frauen anziehend findet, mehr als Männer. Aber mehr auch nicht. Lara: Stimmt. Früher habe ich mir auch mal darüber Gedanken gemacht. Wahrscheinlich hätte ich so nicht darüber nachgedacht, wenn ich das nicht aus meiner Familie kennen würde.
Was denkt ihr über Beziehungen und die Ehe? Wollt ihr heiraten?
Pascal: Ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt heiraten will. Ich finde es ziemlich schwachsinnig. Das ist so: Man steckt sich einen Ring dran und dann? Man kann sich auch so treu sein. Na gut, die Steuervergünstigungen sind ein Vorteil, aber ich meine, sonst? Ich bleibe ihr auch so treu, da muss ich nicht einen Haufen Geld für die Hochzeit zahlen. Aber leider ist es ja so, dass die Frauen von einer Hochzeit träumen, und dann muss man denen ja den Wunsch auch erfüllen. Rieke: Auf gar keinen Fall eine weiße Hochzeit! Das ist zu ... Lara: ... schrecklich! Rieke: Ja! Also, ich würde Pascal zustimmen. Ich weiß noch nicht, ob ich heiraten möchte oder nicht. Wenn ich mir darüber Gedanken mache, dann ist es mir eher suspekt. Einfach, weil es diesem Standard von früher entspricht, so von Mann und Frau. Dann kommt man schnell zur Frau, die zu Hause ist und sich um die Kinder kümmert. Das kann ich überhaupt nicht leiden, dieses Unemanzipierte!“
Erstellt im Oktober 2013
Viele beklagen sich, dass in Bremen nichts los sei. Leider haben sie oft Recht. Andererseits liegt es an einem selbst, ob etwas passiert oder nicht. Wer den ganzen Abend damit verbringt auf den blauen Seiten (GayRomeo / GayRoyal) zu chatten, darf sich nicht wundern, dass er keine neuen Leute kennen lernt. Wenn ich in eine Kneipe oder sonst wo hin gehe, dann treffe ich Menschen – ich kann sie sehen, sprechen, riechen, deren Aura spüren. All dieses kann ich im Chat nicht.
Nun gibt es seit Dienstag, dem 10.09.2013, einen neuen Stammtisch in Bremen-Walle. Geleitet wird er von Peter. Peter hat diesbezüglich Erfahrung. Er ist ein Bremer Jung’ und hat zwanzig Jahre in Wildeshausen gearbeitet und gelebt. Nun ist er wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. In seiner Wildeshauser Zeit hatte Peter auch einen schwul-lesbischen Stammtisch gegründet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten lief dieser Stammtisch hervorragend. Zweitweise nahmen hier über dreißig Personen teil. Eine tolle Sache. Nun soll das gleiche in Bremen passieren.
An dem Gründungsdienstag konnten wir nicht teilnehmen. Wir hatten selber Gruppenabend. Am gestrigen Dienstag waren Helmut und ich dann dabei und mit uns noch fünf weitere Männer aus unserer Gruppe und ebenso ein anderer. Schnell hatten wir uns vorgestellt – die gewünschten Getränke standen auf den Tischen. Da die meisten sich schon kannten, waren die Gesprächsthemen schnell gefunden. Es wurde diskutiert, erzählt, gefrotzelt, gelacht. Die Zeit verging wie im Fluge. Plötzlich war es schon 23:00 Uhr und für uns wurde es Zeit zu gehen. Am nächsten Tag muss man ja wieder frisch sein. Die Verabschiedung war herzlich. Helmut und ich werden sicher hin und wieder vorbeischauen.
Wir wünschen Peter viel Erfolg mit seinem Stammtisch. Mögen noch viele Schwule und Lesben seinem Ruf folgen, zum Kennenlernen und zum Klönen.
Den Stammtisch gibt es immer dienstags, ab 20:00 Uhr, in der Treff Bar „Zum Rendezvous“ in der Elisabethstraße 34 bei Frank. Allen zukünftigen Stammtisch-Besuchern wünsche ich hier viel Spaß und Unterhaltung.
Norbert
Erstellt im September 2013
Ende Mai, Anfang Juni 2013 sagte Fred zu mir: „Wenn wir zum dritten Jahrestag unserer Gruppe 10.000 Klicks auf unserer Homepage haben, dann stelle ich Sekt kalt.“ Bis zu unserem dritten Jahrestag ist es noch einen Monat hin, aber die 10.000 Klicks haben wir schon geschafft. Wahnsinn! Als wir mit der Gruppengründung auch die Homepage ins Leben riefen, hatte keiner von uns damit gerechnet, dass wir so viele Aufrufe innerhalb von 35 Monaten schaffen würden und auch noch mit konstantem Zuwachs.
Auf dem Zählerstand ist die 10.000 überschritten. Was bedeutet das? Zunächst ganz simpel, dass unsere Homepage 10.000 Mal aufgerufen wurde, dass 10.000 Mal irgendjemand etwas auf unserer Homepage gesucht hat. Es wurden Berichte gelesen – heitere und ernste, persönliche und sachliche, über uns und über anderes, aber immer mit dem Auge des Schreibers. Gerade das macht diese Geschichten so interessant – auch ohne Bilder von nackten Männern *schmunzel*.
10.000 Klicks. Das sind durchschnittlich 285 Aufrufe im Monat, fast zehn pro Tag. Das bedeutet aber auch, dass 87 Berichte über uns und unsere Aktivitäten von einigen Autoren geschrieben wurden. Artikel unter Weiteres und diverse Links wurden zusammen getragen. Etliche allgemeine informelle und hilfreiche Seiten wurden geschaffen. Viele Stunden haben Fred und ich, jeder auf seiner Weise, daran gearbeitet. Wann immer wir uns treffen, ist auch das Thema Homepage präsent. Es wird nach Verbesserungen gesucht, nach neuen Ideen. Neue Ideen werden in der Homepage verarbeitet, aber auch wieder verworfen.
Manchmal haben wir auch unsere Zweifel. Ist alles richtig? Wie weit dürfen wir mit unseren Berichten gehen? Kommt die Homepage an? Wenn man sich den Zählerstand anschaut, dann ist unsere Arbeit wohl nicht vergebens. Aber eines weiß ich: Wir werden weiter machen. Neue Berichte sammeln und selber schreiben, um immer aktuell und lebendig zu sein – mit dem Ziel, dass sich möglichst viele diese Homepage ansehen, sich informieren, sich daran erfreuen. Und wenn wir mit unserer Arbeit auch nur einen helfen konnten, dann hat sich der ganze Aufwand gelohnt.
In diesem Sinne ein Danke an Fred, der meine Verrücktheiten immer technisch umsetzen muss, Danke an unsere Partner denen wir die Zeit mit uns wegnehmen, Danke an alle, die Berichte schreiben und uns unterstützen. Und zu guter Letzt ein Danke an alle, die diese Homepage regelmäßig lesen.
Norbert
Erstellt im Juli 2013
Die Spannung stieg!
Am Freitagmorgen packen wir die letzten Sachen in die Koffer. Als Schwuppe hat man viel zum packen wie jeder weiß. Pünktlich wurden wir von Norberts Schwester zum Bahnhof nach Cloppenburg gebracht. Schon kam unser Zug, der uns in die schwule Hochburg Köln bringen sollte. Nach einer ruhigen Reise kamen wir um 14:50 Uhr bei herrlichem Wetter in Köln an. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel bummelten wir zum Straßenfest mit Heumarkt, Alten Markt und Gürzenichstraße. Auch jetzt am späten Nachmittag war es schon sehr voll und bummeln war fast nicht möglich. Unser erster Weg führte uns zum Info-Stand wo es ein gelbes „Cologne Pride 2013“ Armband gab und diverses Info-Material. Nach unserem ersten Rundgang haben wir dann ein Straßencafe aufgesucht. Hier konnte man gut die vielen Menschen beobachten.
Gibt es eigentlich noch Heten in der Stadt, es scheint sie wäre voll in schwul/lesbischer Hand.
Nach der Stärkung ging es wieder zum Straßenfest. Auf den drei Bühnen gab es ein volles Programm mit viel Prominenz. Bald bummelten wir zu unserm Hotel zurück. Später wollten wir zur Party in der Essigfabrik. Dort trafen wir Claus und Carsten und unseren Bikerfreund Manni. Es war eine Super geile Party, die auf jeden Fall zum Kölner CSD dazugehört. Gegen 04:00 Uhr fielen wir todmüde im Hotel ins Bett.
Der Samstagmorgen begann mit einem ausgiebigen Frühstück. Auch hier waren wir nicht allein. Das Hotel war voll in schwul/lesbischer Hand.
Anschließend haben wir uns mit Manni getroffen und das sogenannte Bermuda-Dreieck (um den Rudolfplatz) erkundet. Hier merkt man wieder, dass Köln ist eine schwule Stadt ist. Am Nachmittag ging es dann zum Straßenfest. Um 22:00 Uhr war wieder „Kerzenlichter gegen das Vergessen“ auf dem Heumarkt. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel sind wir dann von einer schwulen Kneipe zur anderen gegangen. Ein Sommerabend der kein Ende fand. Wir sind später todmüde ins Bett gefallen.
Am Sonntagmorgen, nach einem reichhaltigen Frühstück unter freiem Himmel, ging es zur Deutzer Brücke wo die CSD Parade startet. Das Motto der Parade lautete dieses Mal „Wir sind so oder so“. Mit unseren Freud Manni sind wir dann in die Fußgängerzone gelaufen und haben uns dort in der Menschenmenge (ca. 1 Million Zuschauer) ein schattiges Plätzchen gesucht. Der Umzug war wieder schön anzuschauen, er bestand aus 88 Wagen und Fußgruppen. Auf dem „Ford“ Wagen haben wir dann noch einen Bekannten aus Goldenstedt getroffen. Es war wieder ein super schöner CSD Umzug der mit keinem anderen zu vergleichen ist.
Es muss noch mal gesagt werden: Hochachtung an die Leute die eine so gewaltige Veranstaltung organisieren und vielen Dank an Petrus für das heiße Sommerwetter.
Manni musste leider den Heimweg antreten und wir haben noch einen wundervollen Abend in Köln verbracht. Mir persönlich gefällt der Sonntag am besten. Am Montag ging es wieder heim.
PS: Dieses Wochenende war ein unvergessliches Erlebnis. Einfach super!!!!!
2014 fahren wir wieder hin.
Heino
Erstellt im Juli 2013
Was haben wir uns amüsiert
Im letzten Jahr waren Helmut und ich das erste Mal auf der „Party der Toleranz“. Schon auf der Rückfahrt haben wir uns geschworen: Da müssen wir wieder hin. In der Gruppe haben wir dann auch ordentlich dafür geworben. Und siehe da: Es wollten noch ein paar von uns dahin fahren.
Mitte Juli, Samstagabend, frisch gestylt waren wir um 19:00 Uhr fertig, um bald losfahren zu können. Ramon, der mit uns fahren wollte, hatte uns in unserer neuen Behausung gefunden. Noch schnell eine Tasse Kaffee und schon ging es los. Ohne Staus flog das Grün der Natur eine Stunde lang an uns vorbei, bis wir da waren. Man hatte das Gefühl: Jetzt ist hier gleich das Ende der Welt. Und dann war er da: Der Gasthof Dierks in Torsholt. Einige Auto standen schon auf dem Parkplatz – wir waren nicht die ersten.
Schnell wurden die fünf Euro Eintritt bezahlt und schon ging es hinein, vorbei an einem riesigen Stand mit Gewinnen: Es gab eine Tombola. Da schönes Wetter war, ging es erst einmal in den Gasthofgarten. Düfte vom Gegrillten waberten durch unsere Nasen. Und dann in der letzten Ecke sahen wir sie: Fred, Helmut und Kurt. Typisch, zwei von ihnen waren schon am Essen *schmunzel*. Natürlich haben wir uns nach einer Weile auch etwas zu Essen geholt, wir wussten ja, was uns hier erwartet. Dann sahen wir Heino und seinen Mann Norbert auf uns zukommen und unsere Runde war auf acht Männer angewachsen. Dann zog ein Losverkäufer zwischen Stühle und Tische, jedes Los ein Gewinn und schon wurden fleißig Lose gekauft. Nach einiger Zeit wurde es doch draußen recht frisch – schattig sozusagen. Also rein in den Saal, einen Tisch gesucht, Getränke bestellt und erst mal geschaut. In paar TänzerInnen waren schon auf der Tanzfläche. Unsere Lose hatten wir auch noch und die sollten nun in Gewinne umgetauscht werden. Für Helmut und mich gab es eine große Gartenhacke, einen alten Dachziegel mit Kerzenhalterung, eine Wundertüte und Wunderkerzen – jeder bekommt, was er verdient *grins*.
Zurück am Tisch zuckte es uns bald in den Beinen, die angenehme flotte Musik in unseren Ohren tat ein Übriges und so waren auch wir schnell auf der Tanzfläche. Vielfältig war die Musik, für jeden war etwas dabei. Und so vielfältig wie die Musik waren die Gäste. Auch dieses Mal war alles dabei: Lesben und Schwule (auch Heten), von jung bis alt, Dünne und Dicke. Alles total unkompliziert, liebeswert, bodenständig. Das Einzige was es nicht gab war Schicki-Micki. Alles einfach zum Wohlfühlen.
Und was haben wir gelacht. Über uns und, nicht böse sein, liebe Ammerländer, das muss ich gestehen, über andere. Es war schon zum Teil echt komisch wie einige getanzt haben. Natürlich gab es die guten, fast perfekten TänzerInnen. Aber, wenn man sieht wie zu „Time of my Life“ aus dem Film Dirty Dancing getanzt wurde, dann musste man einfach lachen. Zu diesem Song gab es Tänzer, die aussahen als wenn sie miteinander kämpfen, Tänzer, die aussahen als wenn sie einen Ringelreihen tanzen, Tänzer, die dazu Moonbreaker tanzten usw. Aber auch das muss ich sagen: Alle hatten viel Freude dabei, der Spaß war in ihren Gesichtern abzulesen, alles ganz unverkrampft. Das war und ist das aller Wichtigste.
Leider geht auch der schönste Abend einmal zu Ende. Die ersten von uns fuhren ab ein Uhr morgens los, wir drei waren eine Stunde später dran. Nun hieß es: Ab zur Kasse, Getränke bezahlen. Abgekämpft, aber froh und glücklich, verpacken wir unsere Gewinne ins Auto und unser Navi führte uns wieder auf den Weg nach Hause. Die Gespräche während der Fahrt waren übereinstimmend: Es war einfach schön und nächstes Jahr sind wir wieder dabei.
Norbert
Erstellt in Juli 2013
Oft wird innerhalb der Gruppe die Frage gestellt: „Muss ich mich am Arbeitsplatz outen?“ Hierzu gibt es nur ein klares „Nein!“. Jeder Mann hat diesbezüglich ein anderes Befinden, jeder Arbeitsplatz ist anders, ebenso die Kollegen. Was für den Einen gilt, kann sich für den Anderen falsch anfühlen. Diese Entscheidung muss jeder für sich allein treffen. Man kann zuhören oder lesen, was anderen dazu sagen und dann ggf. seine Entscheidung fällen.
Für mich persönlich war es damals gut, dass ich mich überall geoutet habe. Ich hatte nach dem Outing keinerlei Schwierigkeiten. Neugierde und sogar Anerkennen wurde mir entgegen gebracht. Das war damals ein tolles Gefühl. Ich war frei, unendlich frei, nicht erpressbar, ohne Ängste. Das war meine eigene Entscheidung. Ich wollte es. Und es war gut so. Gut so für mich. Das muss nicht für jeden gelten. Jeder muss wissen wie weit er mit seinem Outing gehen will. Auch muss man sich bewusst machen, dass nicht alle Kollegen das Outing für gut halten, es gibt auch Ablehnung. Anderseits konnte ich später anderen Kollegen, die nicht gerade schwulenfreundlich waren, zeigen, dass Schwule nicht nur im rosa Fummel und Federboa rumlaufen. Ich konnte mit ihnen sprechen und ihnen begreiflich machen, dass wir auch nicht anders sind als die so genannten Heten. Manchmal ist es auch ein Stück Arbeit, aber eine Arbeit, die sich lohnt. Wir sind alle nur Menschen. Menschen, die Menschen lieben. Weiter nichts.
Auch in der Öffentlichkeit ändert sich einiges. Hierzu gibt es einen Artikel von der Abendzeitung München vom 09.07.2013:
Er arbeitet mit seinem Partner in derselben Dienststelle – und erfährt keine Probleme damit. Allerdings gibt es im Verein lesbischer und schwuler Polizisten in Bayern auch Negativ-Erlebnisse.
Lange dachte Johannes Träumer, er sei der einzige schwule Polizist, und hatte Angst, wie die Kollegen reagieren würden: „Als ich mich bei meinem Präsidenten geoutet habe, hat er ganz cool reagiert. Er meinte, dass ich nur sagen soll, wenn jemand einen dummen Spruch bringt. Dann richtet er ihn aus.“
2008 gründete er mit anderen „VelsPol-Bayern“, den Verein lesbischer und schwuler Polizisten in Bayern. „Wir netzwerken innerhalb der Polizei, so dass sich Schwule und Lesben finden. Und wir vertreten die Polizei in der Szene und die Szene bei der Polizei.“
Durch VelsPol bekommt er einiges mit: Ein Kollege, geoutet seit Jahren, hatte die Dienststelle gewechselt. Es kam zu einer Rangelei vorm Revier. Die Kollegen hätten nicht geholfen, sondern nur zugeschaut: „Wir wollen sehen, ob du auch hinlangen kannst“, sagten sie dem Neuen und machen Anspielungen auf seine Sexualität.
Johannes Träumer kennt solche Probleme nicht. „Mein Freund und ich arbeiten auf derselben Dienststelle und jeder akzeptiert, dass wir ein Paar sind.“ Ein Zufall, dass sie gemeinsam dort arbeiten: Bevor sich die beiden vor sechs Jahren kennen gelernt haben, haben sie sich beide beworben. „In der Arbeit sind wir Kollegen, ganz professionell.“ Geoutet haben sie sich, als sie locker mit Kollegen aus waren: „Für die meisten war das sowieso schon klar.“
Einmal habe sein Freund einen Mann durchsucht, der wusste, dass er schwul ist: „Was wäre, wenn ich jetzt sagen würde, dass du mich angetatscht hast“, provozierte der Mann den Polizisten. Heute würde ihm in so einem Fall sein Freund Johannes und der VelsPol zur Seite stehen.
Der wichtigste Satz in diesem Artikel ist für mich: „Für die meisten war das sowieso schon klar.“
Dieser Satz sagt eigentlich alles aus. Ob wir wollen oder nicht, wir geben immer etwas von unserer Identität preis, da können wir noch so männlich wirken. Wer Augen hat, um zu sehen und Ohren, um zu hören, wird uns so oder so erkennen, selbst wenn noch Zweifel bei den Kollegen bestehen. Und wenn man sich dann outet, wird für die Kollegen einiges klar: Unser Verhalten, unser Benehmen. Das Bild von uns wird auf einmal rund, alles fügt sich, alles passt.
Aber wie gesagt: Die Entscheidung dazu muss jeder selbst fällen. Ein Outing bedeutet immer Angst, Angst vor der Ungewissheit, vor dem Unbekannten. Diese Angst hat jeder und jeder muss diese Angst selber überwinden. Wir können Hilfestellung in Form von Gesprächen geben, wir können jemanden in eine schwule Kneipe oder einer schwulen Fete mitnehmen, aber den Rest muss jeder selbst erledigen. Da müssen wir alle durch.
Norbert
Erstellt im Juli 2013
Die Fahrrad-Touren mit Olaf stehen dieses Jahr wettermäßig nicht unter einem guten Stern. Im April und Mai war das Wetter schon recht bescheiden. Jetzt in Juni war es auch nicht viel besser. Wir sind zwar nicht vollkommen vom Regen durchnässt worden, aber wir hatten mit viel Wind zu kämpfen.
Doch der Reihe nach. Es sollte zur Moorlosen Kirche gehen. Michael und ich aus dem Bremer Westen mussten aber nicht zum Treffpunkt Roland, sondern wir sollten eine halbe Stunde später im Gröpelinger Grünstreifen abgeholt werden. Michael und ich waren pünktlich dort und kurze Zeit später erspähte Michael schon von Weitem ein Fahrrad-Trupp. Sein Adlerauge hatte Recht: Es war Olaf mit Anhang. Sechs Männer waren wir heute, die sich ein paar Kalorien abstrampeln wollten, um sie später wieder in Form von Kuchen zu sich zu nehmen.
Dem Grünstreifen weiter folgend fuhren wir über Oslebshausen zum Grambker Sportparksee. Bei gutem Sommerwetter ist dort sehr bevölkert, aber nun herrschte dort gähnende Leere. Uns sollte es Recht
sein, denn zum Radfahren waren die Temperaturen angenehm. Wald- und Wiesenwege waren der nächste Fahruntergrund. Über Stock und Stein radelten wir weiter bis zum Dunger See, welcher zu Burg-Lesum
gehört und in ein Naturschutzgebiet eingebettet da liegt. Baden ist für Menschen dort verboten, aber ein einsamer Schwan schwamm dort herum. Nach dieser kleinen Verweildauer zog es uns weiter.
Bald waren wir an der Weser, an der uns eine steife Briese entgegen wehte. Unsere Beine hatten ganz schön zu tun, um vorwärts zu kommen. Aber auch das haben wir mit Bravour gemeistert und wurden
kurze Zeit später mit dem Gartenlokal „Zur Moorlosen Kirche“ in Niederbüren belohnt. Doch vorher haben wir uns gebildet in dem wir auf einer Tafel lasen was es mit der Moorlosen Kirche auf sich
hat. Wikepedia sagt zum Namen der Kirche folgendes: „Der Name der Kirche wurde gedeutet als die
„mutterlose“ Kirche, da die Kirchgemeinde (die Mutterkirche) in Altenesch ihren Sitz hatte und diese anfänglich abhängige Kirche durch die Wesertrennung mutterlos wurde. Nach einer anderen
Deutung soll der Name der Kirche von einem Abwassergraben des Werderlandes stammen, der Moorlöse genannt wurde.“ Das „mutterlos“ soll aber einer Sage nach auch von einem mutterlosen Kind, was
dort gefunden wurde, stammen. Wir werden es wohl nie richtig erfahren. Nach soviel Kultur mussten wir uns erst einmal mit Kaffee und Kuchen stärken. In einer windgeschützten Ecke des Gartenlokals
genossen wir die Stärkung outdoor – von einem freundlichen jungen Mann dargeboten. Das tat gut – die Stärkung meine ich.
Den Magen frisch gefüllt schwangen wir uns wieder auf die Drahtesel. Leider fing es gerade dann an leicht zu regnen, aber es war nicht zu schlimm und hörte bald wieder auf. Wir kamen wieder beim Grambker Sportparksee an und fuhren weiter zum Grünstreifen, der uns wieder in den Bremer Westen führte. Beim Ausgangspunkt angekommen trennte ich mich von den anderen fünf Radlern und fuhr nach Hause, wo mein Helmut mit einem Rückenleiden auf mich wartete. Kurz entschlossen setzten wir beide uns noch ins Auto, um zum Rat + Tat Zentrum ins Café Kweer zu fahren, wo auch die anderen fünf noch hin wollten. Die haben wir dann auch dort vorgefunden und schnell wurde noch einmal Kaffee und Kuchen besorgt – Helmut hatte ja noch nichts bekommen und ich habe mich geopfert, damit er nicht alleine essen musste. Gegen fünf Uhr löste sich die Truppe langsam auf. Ein jeder fuhr nach der Verabschiedung wieder nach Hause und ich bin mir sicher, dass jeder von uns einen schönen Sonntagnachmittag hatte. Und somit freuen wir uns auf die Tour im Juli, wo es dann gen Fischerhude gehen soll. Vielleicht ist ja noch der eine oder andere Radler mit dabei . . .
Norbert
Erstellt im Juni 2013
Diese Frage wurde mir neulich mit dem Zusatz: „Wir haben doch alles erreicht“ gestellt. Meine spontane Antwort war: „Ja, natürlich, mehr denn je.“
Durch das Bundesverfassungsgericht haben wir in Deutschland viel erreicht, aber noch nicht alles. Noch fehlt das gemeinsame Adoptionsrecht für Schwule und Lesben in einer eingetragenen Partnerschaft. Gut, deswegen brauchen wir keinen CSD. Was ist aber mit unserem Alltag? Der wird nicht vom Bundesverfassungsgericht oder irgendeiner Regierung bestimmt. Am Rande des CSDs Nordwest bekam Kurt die Unterhaltung von zwei älteren Damen mit: „Die sehen ja ganz normal aus!“ Allein diese Aussage macht deutlich wie wichtig der CSD ist. Sicher, in den Medien werden immer die Extreme gezeigt und damit das Bild von Schwulen und Lesben verzerrt, aber auf der anderen Seite ist es auch wichtig zu zeigen, dass wir nicht immer „normal“ sein wollen. Was ist schon Normal. Wer bestimmt das?
Helmut und ich haben als schwules Paar keine Schwierigkeiten. Wir sind zu zweit. Trotzdem erleben wir auch immer wieder, dass es Menschen in unserer Umgebung gibt, die erst einmal gar nicht
wissen, wie sie mit uns umgehen sollen. Es gibt Unsicherheiten. Hat man uns erst einmal kennen gelernt, dann freut man sich mit uns quatschen zu können. Nun, das sind wir.
Was ist aber mit jenen (einen durften wir am Wochenende gerade kennen lernen), die auf Grund ihres schwulen Lebens von ihren deutschen Nachbarn verbal angegriffen und körperlich bedroht werden. Hier fängt das Problem an. Wie kann sich der Einzelne vor solchen unbelehrbaren Menschen schützen. Jener einer hat das Ehepaar angezeigt, welches lieber Hitler möchten, der Schwule vergasen lies, als Schwulsein zu akzeptieren.
Und ich? Ich will es allen Menschen zeigen, was ich bin, wer ich bin. Ich bin doch nicht so alt geworden, um mich nun zu verstecken. Zu sehen, wie einige Neue aus unserer Gruppe erhobenen Hauptes beim CSD mitgemacht haben macht mich stolz. Denn einige hatten Ängste und Bedenken. Sie haben dagegen angekämpft und sind in der Demonstrationsparade mitgelaufen. Und ich bin mir sicher, dass sie sich danach gut gefühlt haben.
Was ist mit unseren Brüdern in Ost- und Südosteuropa? Die haben erhebliche Schwierigkeiten, zum Teil sogar schon, um einen CSD durchzuführen. Was ist mit Russland, wo die Regierung alles daran setzt, dass wir Schwule und Lesben nicht aufmucken. Dank Internet bekommen unsere Brüder und Schwestern im Osten sehr wohl mit was wir im Westen uns erkämpft haben. Und nun keinen CSD mehr? Schon allein für die queere Welt im Osten würde ich hier auf die Straße gehen, um ein Zeichen zu setzen.
Und wie sagte mein Helmut so schön: „Selbst, wenn wir alles erreicht haben, muss der CSD als Denkmal bleiben – als ein Zeichen des Nichtvergessens!“
Für mich ist der CSD heute genau so wichtig wie in seinen Anfängen, wenn nicht sogar wichtiger. Man sollte nie vergessen, dass jeder CSD eine politische Demonstration ist – mit einem sehr ernsten Hintergrund. Nach wie vor müssen wir auf die Straße gehen. Die am Straßenrand sollen sehen, wer und was wir sind: lebenslustig, verrückt, schrill, bunt, anders und doch – so normal!
Ich freue mich jedenfalls auf viele weitere CSDs. Sei es in Oldenburg, Hamburg oder Köln. Denn jedes Mal bin ich überrascht über unsere Vielfältigkeit und wie viele wir doch sind. Denn, wir sind viele und unsere Gemeinsamkeit macht uns stark. Deshalb brauchen wir den CSD!
Norbert
Erstellt im Juni 2013
Auch dieses Jahr lies Fred es sich nehmen zu einem Treffen für die CO30-Leute über Pfingsten einzuladen. Trotz unseres Umzuges waren wir, Helmut und ich, abends mit dabei.
Als wir am Freitagabend bei Fred und Helmut ankamen waren drei der vier erwarteten Männer bereits anwesend – unter ihnen Kurt aus unserer Gruppe, der auch im CO30-Chat aktiv ist. Es war eine gemütliche Runde am Tisch mit Wasser, Bier und Prosecco. Wir lernten die neuen Männer kennen und sie uns. Es gab Gespräche jeglicher Art – bunt gemischt.
Am Samstag wurden Bremen und das Bremer Umland unsicher gemacht. Man wollte Stadt und Land kennen lernen. Ja, ja, unser Land ist flach und keine Berge versperren einem die Sicht – der Norden hat eben einen großen Horizont. Am Abend, als wir wieder ankamen, konnten wir den vierten Teilnehmer begrüßen und gleich darauf wurde gegrillt. Leider mussten wir im Haus essen, draußen war es doch zu frisch. Der Tisch bog sich unter der Last von vielen leckeren Salaten. Nun kam noch das Grillgut dazu – viel Fleisch, Speck und leckere fränkische Würstchen mitgebracht von einem der Teilnehmer. Mann, was ging uns das gut. Satt und zufrieden wollten wir noch eine Kneipe in Bremen besuchen. Die Königslounge war leider überfüllt – es lief der ESC. In der Bronx hatten wir mehr Glück, hier konnten wir uns ungestört niederlassen. Bei Wasser, Bier und Wein ließen wir es uns gut gehen, dazu gab es reichliche Erdnüsse zu selber auspulen. Je später der Abend desto lockerer die Gespräche. Erst spät waren wir wieder zu Hause.
Den Sonntag verbrachte die Gruppe traditionsgemäß in Cuxhaven. Für Männer aus dem Süden ist es doch immer wieder interessant zu sehen, dass das Wasser weg geht, wenn sie zur Küste kommen – Watt? Wir selber sind erst am Abend wieder dazu gestoßen. Rechtzeitig zum Essen waren wir wieder da. Kurt stand noch gerade mit seiner Helferbande in der Küche. Er und die Jungs hatten zig Frühlingsrollen gezaubert; dazu gab es ein traditionelles indonesisches Festtagsessen. Und wieder ein Genuss. Hüftgold war reichlich gegeben, dazu schmeckt es in großer Runde auch noch besser. Die Gespräche verliefen nach dem Essen etwas ruhiger – Müdigkeit breitete sich aus. Spät am Abend wollte man noch ausgehen. Es sollte zur Pink Party ins Moderne gehen. Von unserem Umzug war ich aber so geschafft, dass ich hier kneifen musste. Also gab es herzliche Umarmungen zum Abschied.
Auch wenn es dieses Mal weniger Gäste als sonst aus dem CO30-Chat waren, die anreisten, so war auch dieses von Fred organisierte Pfingst-Treffen wieder ein voller Erfolg. Natürlich gab auch jemanden, dem dieses Treffen nicht viel gebracht hat. Dazu kann ich nur sagen, dass sich auch jeder mit einbringen muss – Fred & Co. sind keine Alleinunterhalter. Andererseits gibt es Männer, denen das Treffen gut gefallen hat und die sich für die guten Gespräche bedankt haben. Wichtig sind solche Treffen alle Mal, jeder kann davon profitieren, die Neuen und auch die Alten. Auf jeden Fall danken wir Fred, dass er sein Haus wieder zur Verfügung gestellt hat. Freuen wir uns auf Pfingsten 2014, wenn es wieder heißt: CO30-Treffen bei Fred!
Norbert
Erstellt im Mai 2013
Unser erstes Mal
Als ich mich vor 10 Jahren outete und bald darauf mit meinem Helmut zu einer Selbsthilfegruppe ging bekamen wir auch die ersten Storys vom der Akademie Waldschlösschen zu hören. Die Worte waren nicht gerade positiv, außerdem waren wir ja zu zweit, geoutet waren wir auch – also was sollten wir da? So zogen die Jahre ins Land. Die Gruppe haben wir verlassen – eine neue wurde gegründet. Bisher hatte Uwe unsere Gruppe immer im Waldschlösschen bei den Vätertreffen vertreten. Aber Uwe zog es gen Nordrheinwestfalen ins schöne Bielefeld (sagt er). Was nun? Ich meldete mich Anfang des Jahres zum Vätertreffen oder wie es offiziell heißt „Zwischen den Welten“ an. Helmut natürlich auch. Oh Wunder: Wir bekamen gleich eine Zusage. Die Wochen zogen ins Land. Viel ist in dieser Zeit bei uns passiert. Und dann bekamen wir das Programm zum Vätertreffen, das dieses Mal die Hamburger Vätergruppe ausrichten sollte. Lassen wir uns mal überraschen, dachten wir. Das Programm, welches wir per Mail bekamen, war vielfältig. Aber wir waren bedingt durch die vergangenen Wochen so kaputt, dass wir eigentlich nur relaxen wollten. Dass Uwe mit dabei sein würde, war für uns selbstredend. Von unserem neuen Gruppenmitglied Martin hörten wir. Dass er auch dahin fährt.
Dann war es soweit: Donnerstagabend 02.05.2013. Kofferpacken – puh, wenn zwei Schwule drei Tage unterwegs sind, das gleicht schon fast einem Auszug. Aber wir haben es geschafft und sind tatsächlich pünktlich am nächsten Morgen um 08:00 Uhr gestartet. In Ruhe fuhren wir gemächlich gen Reinhausen (Benzin ist teuer). Trotz einer Frühstückspause waren wir schon 11:30 Uhr am Ziel – und das mit zunehmendem Sonnenschein. Herrlich. Die Koffer wurden erst einmal im Auto gelassen – mal sehen was uns erwartet. Zwar kannten wir das Waldschlösschen von verschiedenen Seminaren, aber das hier war etwas Anderes. Wir schauten wo es nun lang geht und faden eine offenen Pforte. Sogleich wurden wir auf einer netten Art und Weise, von Wolfgang, dem Gruppenleiter der Hamburger Vätergruppe wie sich heraus stellte, empfangen. Da wir auch zu den Neuen gehörten (das erste Mal zum bundesweiten Vätertreffen – wir kamen uns wie Exoten vor) bekamen wir einen Paten zugewiesen. Wie hätte es anders sein können: Es war Uwe! Als einer der Workshopleiter war er natürlich schon einen Tag vorher angereist und hatte auf der Gästeliste unsere Namen gelesen. Trotzdem gab es ein großes „Hallo“. Wir hatten uns schon über fünf Monate nicht gesehen. Nach den ersten Einweisungen kamen noch die nächsten Begrüßungen. Auch Claus und Carsten aus unserer Gruppe waren hier. Kurze Zeit später trafen wir noch Helmut und Jan, die wir noch von der früheren Gruppe kennen. Das Wiedersehen war herzlich und schön. Und noch einen sollten wir wiedersehen: Norbert von der Hamburger Gruppe. Vor drei Jahren haben wir ihn verschüchtert bei Fred aus unserer Gruppe kennen gelernt und nun trafen wir auf einen selbstbewussten schwulen Mann.
Schon gab es Mittagessen und bald darauf eine Einweisung für die Neuen. Wir waren auch dabei *grins*. Als Neue durften wir uns als erste für die Workshops eintragen. Probleme wollten wir nicht
wälzen, deshalb wählten wir für Freitagnachmittag eine Einweisung in Shiatsu, ein japanische Massagetechnik. Von dem Gelernten kann man einiges gebrauchen. Ich werde sicher einiges für mich
anwenden.
Nach dem Abendessen gingen einige von den 80 Männern in die Sauna. Der überwiegende Teil nahm an Spielen teil, die im Speisesaal auf den Tischen aufgebaut wurden. Die Hamburger nannten es ihren „Hamburger Dom“. Zu gewinnen gab es auch einiges. Helmut und ich zogen es aber vor etwas zu klönen. Der eine oder andere kam auch dazu und so wurde es eine nette Runde. Mitternacht war schnell erreicht und nun ab ins Bett . . .
Samstagmorgen. Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es zum nächsten Workshop: Bachata tanzen. Wir wollten ja relaxen. War wohl nix! Das war echt anstrengend und es erforderte volle Konzentration. Spaß gemacht hat es trotzdem. Vielleicht können wir einige der gelernten Figuren bei unserem Tanzen mit einbauen. Nach dem Mittagessen folgte noch ein Spaziergang im Sonnenschein. Dann Kaffeepause und zum nächsten Workshop: Gebärdensprache – auch hier war volle Konzentration erforderlich. Es wurde ein Lied einstudiert. Jawohl ein Lied vorgetragen mit den Händen. Wir waren ganz schön geschafft als es dann zum Abendessen ging. Nach einer kurzen Verschnaufpause begann der Höhepunkt der Veranstaltung: WSDSMS – Waldschlösschen sucht den Super Musical-Star.
Schon am Freitagmittag bekamen wir Aufkleber mit Nummern. Diese sollten wir uns nun aufkleben. Mit einem Glas Sekt wurden jetzt freundlich empfangen und durften den Saal betreten, um uns einen Platz zu suchen. Einiger der Hamburger Gruppe steckten in aufwendigen Musical-Kostümen und der Saal war bunt geschmückt worden. Am anderen Ende war eine Bühne aufgebaut. Die Show begann recht pünktlich – das ist bei Schwulen nicht selbstverständlich! Und dann wurde uns ein unglaublich perfektes Programm dargeboten. Leider kann ich nicht alles wieder geben. Die Akteure waren souverän und ein Auftritt folgte dem anderen. Es war einfach eine tolle Show mit viel Glamour und Esprit. Man hat alles um sich vergessen. Klasse gemacht. Leider war die Show nach einer Stunde zu Ende. Wir hätten noch weiter schauen können. Mit viel Applaus wurden die Macher der Show bedacht. Sie hatten es sich redlich verdient. Nach einer Zugabe wurden wir von allen Akteuren zum Tanzen geholt. Nahtlos ging die Show in einer Disco über. Die Stühle verschwanden wie von Zauberhand. Der DJ Frank spielte einen bekannten Song nach dem anderen, was die eh schon gute Stimmung weiter anhob. Bis weit nach Mitternacht wurde gefeiert.
Am nächsten Morgen waren trotzdem alle pünktlich beim Frühstück. Die Zimmer mussten geräumt werden und die letzten Workshops begannen – für mich das Regionalleitertreffen. Es war schon interessant zu erfahren, wie es den anderen Gruppen in Deutschland zu geht. Es gab noch das Abschlussplenum und ein letztes Mittagessen. Nach etlichen Abschiedsumarmungen konnten wir mit ausschließlich positiven Gefühlen den Heimweg antreten.
Natürlich ist dieser Bericht eine subjektive Betrachtung. Andere haben in den anderen Workshops viele Gespräche geführt und sehen dieses Wochenende mit ganz anderen Augen. Für jeden war etwas dabei. Auch gab es unter den Neuen einige die mit den vielen Schwulen und deren Lebensfreude zum Teil überfordert waren. Hier gab es aber immer Hilfestellungen in Form von Gesprächen mit den zuständigen Paten. Auch wenn nicht jede Veranstaltung wie diese ist, so kann ich doch jedem frisch geouteten schwulen Vater raten hier her zu fahren. Es lohnt sich – auch wenn die Emotionen manchmal hoch kochen. Ich selber kann nur sagen, dass das 55. bundesweite Vätertreffen eine gelungene Veranstaltung war. Neidlos muss ich feststellen, dass die Hamburger eine für mich perfekte und gut durchorganisierte Veranstaltung dargeboten haben. Hut ab und ein großes Dankeschön.
Norbert
Erstell im Mai 2013
PS
Mehr zum Waldschlösschen und den anderen Veranstaltungen findet ihr unter www.waldschloesschen.org
Mehr zu den einzelnen Vätergruppen kann man unter www.schwule-väter.org finden.
Wenn man mit einer Frau verheiratet ist und selber so langsam erkennt, dass man schwul ist, kommt irgendwann der Punkt, dass man(n) nun auch dazu stehen will. Das ist dann der eigentliche Zeitpunkt des eigenen Outings. Idealer Weise erfährt die Ehefrau zuerst davon und für das Ehepaar beginnt oft eine schwere Zeit, die beide durchstehen müssen.
Grundsätzlich haben es die Frauen sehr schwer mit der neuen Situation umzugehen. Gegen eine andere Frau können sie kämpfen, aber gegen einen Mann? Die meisten wollen darüber auch nicht mit anderen Betroffenen reden, sie müssen erst einmal selber damit fertig werden oder schämen sich – was sagen die Nachbarn, was die Verwandten.
Wir Männer wissen eigentlich, wenn wir ehrlich zu uns sind und ganz tief in uns hineinhorchen, schon oft in der Kindheit, dass wir anders sind. Wir können es aber oft noch nicht einordnen. Erziehung, Religion und Umwelt machen es schwer zu uns zu stehen. Wir verdrängen unser Anderssein, unser Schwulsein. In jungen Jahren, im besten Mannesalter klappt das auch ganz gut, aber irgendwann bricht es hervor. Wir haben dann schon oft Kinder gezeugt, ein Haus gebaut, einen Baum gepflanzt – und dann? Da fehlt etwas. Der Sex mit der Ehefrau wird immer weniger, ist einfach nicht die Erfüllung. Wir fangen an uns mit sich selbst auseinander zu setzen. Es ist der Beginn des inneren Outings. Diese innere Auseinandersetzung kann sehr lange dauern. Und wenn wir nicht krank werden wollen, dann folgt, wenn es nicht mehr geht das äußere Outing, mehr oder weniger heftig.
Wir sind gute Schauspieler und können unsere innere Zerrissenheit gut verbergen. Wir selber haben uns dann schon lange mit diesem Thema beschäftigt. Von unserer Umwelt – Ehefrau, Kinder, Eltern, Kollegen – erwarten wir dann Verständnis. Man darf aber nicht vergessen, dass sie dann ins kalte Wasser gestoßen werden, verwirrt sind, nicht wissen wie es weiter geht, Ängste tauchen auf. Wir sind froh, dass wir durch das Outing unsere Ängste los werden, für unsere nächsten Mitmenschen beginnen diese Ängste erst. Oft auch nicht unberechtigt. Meistens folgt auf unser Outing auch die Trennung von der eigenen Familie, spätestens dann, wenn man einen neuen Partner gefunden hat. Während wir ein neues Leben beginnen, bricht für unsere unmittelbare Umwelt alles zusammen. Alles muss nun neu geregelt werden: Das Zusammenleben, ggf. die Trennung, wie sollen es die Kinder erfahren usw. Für die Ehefrau bricht eine Welt zusammen.
Nur eines muss bei allem Schmerz, den alle bei einer Trennung haben, klar sein: Schuld hat in so einem Fall keiner. Wichtig ist, dass man miteinander redet. Natürlich gibt es auch böse Worte, die Ehefrau ist schließlich seelisch sehr verletzt worden. Auch gibt es Funk-/Redepausen, aber trotzdem sollte man versuchen immer wieder zu reden.
Und ganz wichtig sind Kinder, wenn vorhanden. Sie können überhaupt nichts dafür. Am schlimmsten ist es, wenn sie dann in diesen Streitigkeiten hineingezogen werden. Sie brauchen weiter Mutter und Vater. Wir bleiben weiterhin Eltern und sollten uns auch so verhalten. Schwule Väter lieben ihre Kinder, immer. Wir sind immer für sie da. Das muss man ihnen auch begreiflich machen. Kinder geben oft sich selber die Schuld an die Trennung der Eltern, da muss man von Beginn an dagegen wirken.
Natürlich gibt es auch schwule Väter, die weiterhin mit ihrer Familie zusammen leben. Die Lebensformen sind vielfältig und jeder muss seine eigene finden. Der Weg dahin ist steinig, wenn man aber für alle einen Weg oder verschiede Wege gefunden hat, kann man irgendwann gut miteinander auskommen, gute Freunde sein. Wir haben unsere Frauen mal geliebt bzw. lieben sie immer noch (auf einer anderen Ebene). Und sie bleiben immer die Mütter unserer Kinder.
Persönlich weiß ich heute, dass ich nicht alles richtig gemacht habe. Zu viele Gefühle waren dabei im Spiel. Bei meiner Trennung von der Familie vor zehn Jahren hatte ich noch von keiner Selbsthilfegruppe gehört. Durch meine eigene Zerrissenheit hatte ich meine Familie verletzt. Heute würde ich mehr reden. Das hatte ich damals versäumt und konnte das später nur sehr schwer nachholen. Obwohl – zu einer Trennung wäre es trotzdem gekommen. Ich wollte nicht schauspielern, um für Nachbarn usw. den Schein zu wahren.
Trotz meiner Fehler haben wir es später geschafft wieder miteinander zu reden und zu lachen – auch das ist wichtig. Wir sind – so glaube ich – gute Eltern geblieben. Auf unsere drei Kinder (jetzt 30, 26 und 21 Jahre alt) sind wir stolz. Sie sind alle sehr selbstbewusste junge Erwachsene geworden und keiner dürfte sich in ihrer Gegenwart über Schwule lustig machen. Auch wir hatten schwere Zeiten. Sie sind nicht gleich zu Anfang da – sie kommen später. Man darf nur nicht aufgeben mit dem Reden. Heute, zehn Jahre später, besuchen wir uns gegenseitig. Helmut und ich feiern unsere Geburtstage zusammen und dann waren bisher immer alle zusammen: Unsere Frauen, Kinder, Mütter (jetzt nur noch eine), Geschwister, Schwager, Nichten und Neffen. Auch wenn es nicht von Anfang an so war, so weiß ich heute, dass es sich gelohnt hat.
Norbert
Erstellt im Mai 2013
Es war soweit: Wir mussten unbedingt raus – raus aus dem Alltag. Seit einiger Zeit gibt es nur ein Thema: Unser Umzug und wie wir es organisieren und wie wir das neue Zuhause renovieren. Da hat man den Kopf voll mit Plänen, Farben und Tapeten. Die Baumärkte freuen sich.
So kam es, dass Helmut meinte, dass wir mal wieder ins Rendezvous zu Frank gehen sollten. Denn dort sollten die NIGHT FLOWERS aus Bremerhaven auftreten; eine Travestiegruppe. Die hatten wir zwar schon öfter gesehen – meistens in der Rudelsburg, eine Kneipe in Bremerhaven – aber bei Frank ist man näher am Geschehen zumal er die „Bühne“ umplatziert hatte.
Um 20:30 Uhr sollte das zweistündige Programm beginnen. Also sind wir um 19:30 Uhr los gegangen, um noch einen guten Platz zu ergattern. Kurze Zeit später standen wir vor der Tür „Zum Rendezvous“. Oh Schreck: Das ganze Lokal war schon voll. Trotzdem haben wir noch einen guten Platz mit Sicht zur Bühne gefunden.
Um 20:45 Uhr war es so weit: Die Show begann mit dem Song „Cabaret“ aus dem gleichnamigen Musical. Das Publikum war von Anfang an gut drauf, hat zugeschaut und mitgemacht. Eine gute Stimmung eben. Von dieser Stimmung wurden auch die Nightflowers angesteckt. Es war ein Nehmen und Geben zwischen Publikum und den darstellenden Damen, die uns ein neues Programm darboten. Ein Programm mit den guten Klassikern der Popmusik bis hin zu der komischen Alten. Es gab viel zu Lachen und zu sehen. Zu sehen von Eleganz bis zum Skurrilen. Echt herrlich, klasse. Nur mit den geplanten zwei Stunden klappte es nicht so ganz. Es gab zwar nur eine kleine Pause, aber das Programm war erst um 01:00 Uhr zu Ende.
Der Schluss der Show war gekrönt mit viel Glamour, Kopfschmuck, Federboas und viel Applaus. Und der letzte Song „Es ist nicht leicht ein Clown zu sein“ wurde von der Demaskierung begleitet. Einfach schön zu hören und zu sehen.
Eigentlich hätten wir schon vor Mitternacht schlafen wollen, denn wir mussten schon um 06:30 Uhr wieder aufstehen. Es war eine kurze Nacht für uns, aber es hat sich gelohnt.
Und hier ist noch der Text von „Es ist nicht leicht ein Clown zu sein“:
Wer immer lacht, dem glaubt man nicht,
dass er auch weinen kann.
Und wenn ihm fast das Herz zerbricht,
man sieht es ihm nicht an.
Und von mir erwartet ihr
nur Spaß und schönen Schein;
es ist nicht leicht ein Clown zu sein.
Wer immer lacht, dem glaubt man nicht,
dass er auch weinen kann.
Und wenn ihm fast das Herz zerbricht,
man sieht es ihm nicht an.
Und von mir erwartet ihr
nur Spaß und schönen Schein;
es ist nicht leicht ein Clown zu sein.
Der Mensch liebt Freunde, die gerne lachen,
die ihm das Leben leichter machen.
Doch mit Problemen, mit unangenehmen
ist man doch meistens irgendwie ganz allein.
Wer immer lacht, dem verzeiht man nicht,
dass er auch einmal weint.
So wie man auf das Wetter schimpft,
wenn die Sonne mal nicht scheint.
Jeder möcht' von mir mit Recht
ein Lächeln wär's auch klein.
Es ist nicht leicht ein Clown zu sein.
Wie soll ich euch nur zum Lachen bringen
wenn mir die Späße nicht gelingen?
Und würd' ich mich zwingen zu lustigen Dingen
es ginge daneben, ich bin auch nur ein Mensch.
Wer immer lacht, dem glaubt man nicht,
dass er auch weinen kann.
Und wenn ihm fast das Herz zerbricht,
man sieht es ihm nicht an.
Dass mich heut die Welt nicht freut,
könnt ihr mir das verzeih'n?
Es ist nicht leicht ein Clown zu sein.
Norbert
Erstellt im April 2013
Wenn man, so wie ich, regelmäßig die Gruppe sieht, dann denkt man manchmal, dass einem nichts mehr überraschen kann. Wenn es dennoch passiert und die Überraschung auch noch positiv ausfällt, dann ist die Freude natürlich groß. So geschehen am letzten Gruppenabend.
Da hörten wir von zwei der neueren Mitglieder, dass sie sich verabredet hatten, um gemeinsam eine Szenekneipe zu besuchen. So eine Eigeninitiative finde ich spitzenmäßig. Nicht nur, dass zwei, die sich gerade frisch im Outingprozess befinden, den Mut hatten Kontakt miteinander aufzunehmen und sich zu treffen, so sind sie auch noch gemeinsam in eine Szenekneipe gegangen. Klasse, toll, geil – so wünsche ich es mir.
Es ist schön zu sehen wie sich die Männer unserer Gruppe langsam, aber sicher öffnen und die Welt für sich neu entdecken. Und ich sage euch: „Es gibt viel zu entdecken!“ Man muss und sollte auch nicht alles mitmachen, was einem so angeboten wird, aber man sollte offen sein für das Neue und daraus das Beste für sich heraus holen. Das ist natürlich schwierig, wenn man alleine ist. Zu Zweit ist das wesentlich einfacher. Gemeinsam sind wir stark.
Auch wenn neue Mitglieder an uns alte Hasen herantreten und fragen, ob wir sie mal zu einer schwul-lesbischen Party oder Szenekneipe mitnehmen, so wird das bald erledigt. Wenn man mit uns die ersten Schritte gemacht hat, folgen die nächsten oft ganz alleine.
Für uns „alte“ ist es einfach „gayl“ zu sehen, wie anfangs verschüchterte Männer sich zu selbstbewussten Schwulen entwickeln – ein Jeder nach seinem Tempo. Jungs ich bin stolz auf euch. Weiter so!
Norbert
Erstellt im April 2013
Wir sind schon eine tolle Truppe
Sonntagnacht erreichte uns per E-Mail ein Hilferuf. Es war Martin, der kurz vor dem Umzug nicht mehr zurecht kam und um Hilfe bat. Nun war guter Rat teuer. Hätte er nur eher angerufen, dachte ich. Das ganze Wochenende hätten wir Zeit gehabt. Nun, erst einmal schrieb ich eine Rundmail an die gesamte Gruppe, um zu sehen, wer vielleicht noch mitten in der Woche helfen kann. Mehr konnte ich jetzt nicht machen.
Am nächsten Morgen galt mein erster Anruf Martin, um zu hören in welcher Form er denn nun Hilfe für den Umzug benötigt. Er brauchte Männer zu Packen und deren Autos für den Transport für den kommenden Mittwoch. Nach diesem Gespräch stand das Telefon bis zum Mittag nicht mehr still. Ein Anruf nach dem anderen. Alle Anrufer wollten wissen, was sie machen können, um Martin zu helfen, bzw. ob sie ihn sonst wie unterstützen können. Letztendlich waren wir zu viert mit drei Autos. Das hatte ich nicht erwartet. Klasse Jungs!
Am Mittwochmorgen fuhren wir dann Richtung Lingen/Meppen los. Davon einige Kilometer nur auf Bundesstraße mit vielen LKWs. Dennoch waren wir alle fast pünktlich um 10:00 Uhr vor Ort. An der Haustür wurden wir sogleich von Martin begrüßt. Nun wurde nicht mehr lange geschnackt, sonder zugepackt. Vier Männer – Helmut St., Jürgen, Kurt und ich – verzogen sich in alle Winkel des Hauses, um die restlichen Sachen einzupacken, die Bäder zu säubern und vieles mehr. Dabei kamen die Lacher über so manchen blöden Spruch nicht zu kurz. So war es richtig: Arbeiten und lachen, dann geht die Packerei voran. Arie kam auch noch dazu und gegen 13:00 hatten wir unsere Autos mit vollen Kartons bepackt. Die nächste Stunde gehörte wieder die Landstraße, um nach Garrel zu kommen. Dort angekommen wurden in Windeseile die Autos von den Kartons befreit, natürlich nicht ohne das neue Haus vorher zu inspizieren. Platz haben Martin und Arie dort ja, aber auch noch viel Arbeit. Das Wohnzimmer mit Essecke und die Küche waren schon benutz- und bewohnbar. Aber in allen übrigen Zimmern herrschte nun das Chaos. Doch wer kennt das nicht. So ist das nun mal beim Umzug. Martin bedachte uns nun aus einer Lokalität vor Ort mit allerlei Köstlichkeiten. Es war eine lockere Runde von sechs Männern mit viel Reden und Lachen. Und auf einmal war es schon nach 16:00 Uhr. Die Zeit verging wie im Fluge. Apropos Flug: Wir vier Helfer wollen uns nun auch verflüchtigen. Ohne große Hindernisse waren wir dann auch alle wieder zu Hause.
Auch wenn alles recht kurzfristig war und es einige Telefonate zur Organisation bedurfte, so muss ich doch sagen, dass es allen Spaß gemacht hat zu helfen. Persönlich finde ich es toll, dass unsere Gruppe so zusammenhält. Ich muss schon sagen: Wir sind eine tolle Truppe. Danke euch allen.
Martin und Arie wünschen wir in ihrem neuen Zuhause alles Glück der Welt. Möget ihr nun zur Ruhe kommen und euch auf das Neue freuen. Und bitte nächstes Mal etwas eher um Hilfe schreien . . .
Norbert
Erstellt im März 2013
Nach langer Überlegung habe ich mich entschlossen auch einen Bericht für unsere Internetseite zu schreiben.
Jetzt schon zum vierten Mal sind Norbert und ich das dritte Wochenende jährlich im Januar in Hamburg und gehen dort am Samstag zur Party der Nordbären.
Dieses Jahr wäre es fast nichts mit Hamburg geworden. Ich hatte mir eine eitrige Nagelbettentzündung am großen Zeh zugezogen.
Am Freitagmorgen sind wir mit dem Auto nach Hamburg gefahren und haben unser Gepäck zum Hotel in der Nähe des Bahnhofs gebracht. Anschließend sind wir zum Shoppen in die schwulen Meile des Stadtteils St. Georg gegangen – mit Männerschwarm, Bruno's und Mr. Chaps, um nur einige zu nennen. Dann sind wir zum Café Gnosa in welchem man sich sofort wohl fühlt. Der Kuchen dort ist einfach super lecker. Wir haben an diesem Nachmittag nichts eingekauft, nur die vielen Eindrücke haben wir auf uns wirken lassen.
Am Abend sind wir dann zum SLUT zur Eröffnungsparty der Nordbären gegangen. Obwohl wir schon gegen 21:00 Uhr dort waren, war die Bude sehr voll. Bekannte haben wir leider nicht getroffen. Es war ein sehr schöner Abend unter unser Gleichen.
Am Samstagmorgen, nach einem ausgiebigen Frühstück haben wir an einer Stadtrundfahrt durch Hamburg teilgenommen. Brr, es war sehr kalt. Ich wäre auch gerne in eine GAY-Sauna gegangen, ging leider nicht, mein Fuß. Danach waren wir dann noch in St. Georg und in der City shoppen. Anschließend haben wir uns im Hotel etwas ausgeruht. Mein Fuß schmerzte. Gegen 19:45 Uhr sind wir dann in Leder zu der Nordbären Party in den Markthallen gegangen. An der Kasse war ein alter Bekannter von uns, der Frank. Die Party gefällt uns immer sehr gut. Trotz der vielen Leute trifft man dort viele Bekannte und man ist unter Gleichgesinnten. Freunde von uns waren für diese Nacht aus dem Oldenburger Raum angereist und wollten auch noch in der Nacht wieder zurück.
Später sind wir dann noch ins Toms gegangen (älteste Lederkneipe in Hamburg). Nur soviel: Die Nacht war viel zu kurz.
Sonntagmorgen nach einem ausgiebigen Frühstück haben wir unser Auto aus der Garage geholt und sind zur Reeperbahn gefahren. Dort haben wir einen langen Spaziergang gemacht.
Gegen Mittag ging es wieder Richtung Heimat mit einer Pause in Oldendorf / Zetel zum Mühlencafé.
Wenn auch ein bisschen Müde, erreichten wir nach einiger Zeit wieder Bremen. Es war ein sehr schönes Wochenende .Mir hat es sehr gut getan und ich freue mich schon auf nächstes Jahr.
Heino
Erstellt im Februar 2013
Seit nun mehr fast zweieinhalb Jahres existiert die Selbsthilfegruppe ANS ANDERE UFER ?! Viele Zeitgenossen fragen sich: Ist das noch zeitgemäß? Brauchen wir so etwas? Da gibt es nur eine klare Antwort: JA!
Im Februar 2013 haben wir unser 30. monatliches Treffen. Im Durchschnitt haben wir jedes Mal einen neuen Mann dabei. Trotz aller Aufklärung im Internet und durch die Medien jeglicher Art gibt es immer noch sehr viele Männer, die sich erst spät ihrer schwulen Sexualität bewusst werden und sich zu ihr bekennen. Der Weg jedes Einzelnen ist nicht einfach und Ängste spielen auch heute noch eine große Rolle. Oft wird geglaubt, dass man mit seinen Gefühlen ganz allein auf der Welt ist, dass einem kein Verständnis entgegen gebracht wird. Und wenn derjenige durch Zufall oder bewusstes Suchen im Internet merkt, dass er nicht mit seinen Problemen allein ist, dann ist das Erstaunen groß.
Natürlich ist da immer noch die Hemmschwelle des da hin Gehens. Auch wenn wir als Gruppe versuchen es leicht zu machen uns zu besuchen, so ist dieser Erstbesuch immer mit Ängsten uns Zweifeln verbunden. Wir wissen das, denn das haben alle durchlebt. Auch innerhalb der Gruppe ist man zu Anfang oft noch befangen. Doch schon spätestens nach einer halben Stunde hat ein jeder gemerkt, dass wir ein lockerer Haufen Männer sind, die weder in High Heels und Fummel rumlaufen noch rosa angezogen sind. Wir sind einfach Männer, die ähnliches durchlebt haben und von ihren Erfahrungen mit sich selbst und mit anderen berichten. Manchmal auch recht lebhaft, denn wir sind ja nicht alle derselben Meinung. Was wir aber alle gemeinsam haben ist die Achtung vor jedem, der es zu uns schafft und die Achtung untereinander. Das Reden miteinander hilft, wobei auch nie das Lachen vergessen werden darf. Lachen verdrängt Ängste und das ist auch in dieser Gruppe so. Wir lachen über uns, nicht über andere.
Spätesten nach einer Stunde, wenn Pause ist, ist das Eis gebrochen. Dann hat jeder Neue gemerkt, dass er mit seinen Problemen nicht alleine ist. Viele hören uns alten Hasen dann nur zu, was wir uns zu sagen haben und verwerten das Gehörte für sich. Andere wiederum mischen gleich mit. Da ist jeder verschieden. Auch wir als Gruppe wissen nicht, was uns der Gruppenabend bringt. Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie sich der Abend gestaltet. Und es macht Spaß, wenn wir den Neuen durch unsere Erfahrungen helfen können und es freut uns, wenn sie später mit einem Lächeln wieder nach Hause fahren.
Natürlich muss jeder seinen eigenen Weg finden. Wir geben nur Anregungen dazu. Anregungen zur Selbsthilfe. Welchen Weg man einschlägt bleibt jedem selbst überlassen. Jeder ist seines Glückes Schied.
Dass die Gruppe stetig wächst, zeigt uns Alten, dass wir auf den richtigen Weg sind. Männer der ersten Stunde sind immer noch dabei, neue sind dazu gekommen und geblieben. Manche waren auch nur ein oder zwei Mal da. Jeder so, wie er es braucht. Besonders schön ist es, wenn wir mit der Zeit sehen, welche positive Entwicklung ein Neuer durchlebt und irgendwann sogar seinen neuen (ersten) Freund mitbringt. Dann wissen wir: Es ist gut, dass es uns als Gruppe gibt.
Das menschliche Miteinander in der Gruppe – auch wenn wir uns nur einmal im Monat offiziell treffen – ist durch kein Internet zu ersetzten. Das persönliche Gespräch ist unersetzbar, sei es in der Gruppe, sei es in der Kneipe, zu Hause oder anderswo. Und somit freuen wir uns über jeden Mann, der den Weg zu uns findet.
Norbert
Erstellt im Januar 2013
Die Weihnachtstage waren alles andere als ruhig. Schon am 22. Dezember begann der Weihnachtsmarathon. Auf, auf zu Freunden und Verwandten jeglicher Art. Der Bauch wurde immer runder. Puh. Am letzten Weihnachtstag hatten wir, Helmut und ich, meine Familie bei uns. Das war ein netter Abschluss für alle. Vor allen Dingen hielt unsere vierjährige Enkelin alle auf Trab.
Weihnachten war überstanden. Doch die nächsten Feierlichkeiten folgten. Spontan hatten wir uns mit Freunden am Samstagabend in die Königslounge bei dem neuen Wirt Robert verabredet. Robert, den wir noch von anderen Kneipen als Bedienung kannten, war wie immer gut drauf – immer einen kessen Spruch auf den Lippen, einfach nett. Wir waren zu sechs inklusive eines Besuchers, den wir schon lange kennen, aus den südlichen Landen der Republik. Es war ein lustiger Abend, mit guter Musik und mit netten Gästen neben uns. Es wurde viel gelacht und das ist ja bekanntlich die beste Medizin. Auch unserem Besucher hat es gut gefallen. Ja, ja, die Norddeutschen sind gar nicht so stur. Das einzig störende war der Zigarettenrauch. Leider können wohl nur wenig Schwule ohne diese Sucht auskommen. In die Königslounge müsste eine bessere Lüftung; das ist ein Manko. Erst am frühen Morgen waren wir wieder zu Hause
Der nächste Tag war wieder ausgefüllt mit Besuch bei der Familie. Ein netter Nachmittag war es, aber so langsam ging einem die Puste aus. Und dann war auch schon Silvester. Dieses Mal sollte alles ganz ruhig angegangen werden – und so war es dann auch tatsächlich. Gegen 19:00 Uhr fuhren Helmut und ich ganz gemächlich Richtung Oldenburg zur Sauna K13. Der Eintritt war höher als sonst, doch dafür war ein Buffet mit inbegriffen, mit drei Sorten Braten (Pute, Schwein, Rind), Frikadellen und einigen Salaten. Das Dessert bestand aus drei Sorten Wackelpudding mit Vanillesoße. Beim Trinken haben wir uns mit Apfelsaftschorle begnügt – nur zum Jahreswechsel genehmigten wir uns jeder ein Gläschen Sekt. Es war ein netter entspannender Abend in aller Ruhe, ohne Hektik. Einfach schön nach all’ diesen Tagen der Völlerei. Kurz vor 01:00 Uhr fuhren wir wieder Richtung Heimat, noch die eine und andere Rakete am dunklen Himmel sehend. Es war schön mal nicht verkatert am Neujahrsmorgen aufzustehen.
Der Nachmittag war dann wieder einem Teil der Familie gewidmet, um zum neuen Jahr alles Gute zu wünschen. Der harmonische Neujahrsnachmittag hatte die Festtage abgerundet.
Nun erwartet uns bald (26. Januar) noch das Kohlessen der Gruppe. Das nächste Highlight sozusagen. Doch bis dahin sind wir wieder fit . . . und hungrig.
Norbert
Erstellt im Januar 2013
Mit uns kannst du in Kontakt treten oder einfach zu einem der
Treffen kommen.
Wir treffen uns jeden zweiten Dienstag im Monat.
um 20:00 Uhr im Rat & Tat Zentrum für Schwule und Lesben.
Trefffpunkt und Eingang:
An der Neben-Tür ins Rat & Tat Bremen links von der Tür vom Café Kweer (Trans*Café), ab 19:45 Uhr.
Getränke sind eigenständig mitzubringen.
Theodor-Körner-Straße 1, 28203 Bremen
Ansprechpartner:
E-Mail: