WAT 2012

(WAT = Welt-Aids-Tag)

 

Am 1. Dezember begeht man auf der ganzen Welt der Welt-Aids-Tag, kurz WAT. Dieses Jahr fiel er auf einen Samstag, passend zu den Sammlungen auf den Märkten.

 

Doch vorher gab es schon am 11. November den jährlichen Cine-Markt im Modernes in Mitarbeit von Radio Bremen Vier. Im Radio wurde schon tags zuvor die Figur Dobby aus einem der Filme mit Harry Potter mit 2.000,- € versteigert. Helmut und ich haben mit anderen Helfern am Vormittag die Dispalys, Banner und Plakate aus dem LKW geholt und sortiert und somit für die Verkäufer vorbereitet. Bedingt durch die vielen Helfer waren wir schon lange vor der Eröffnung mit unserer Arbeit fertig und konnten uns noch genüsslich an dem reichhaltigen Frühstücks-Buffet laben (Hüftgold pur). Einen Tag später hörten wir im Radio, dass rund 4.000,- € eingenommen worden sind. D.h. zusammen mit Dobby waren es dann 6.000,- €. Ein schöner Erfolg für das Rat & Tat Zentrum.

 

Wie jedes Jahr lasse ich es mir nicht nehmen zum WAT mit Annette vom Rat & Tat und einigen anderen Helfern auf dem Findorff-Markt für die Aids-Hilfe zu sammeln. Mit Bauchladen, bestückt mit Teddys, roten Schleifen, Infomaterial und nicht zuletzt der Sammeldose zog ich wohl gelaunt durch die Markt-Gänge. Da man ja schon bekannt ist, kamen einige sogar auf einem zu, um ihren Obolus in die Sammeldose zu stecken oder gar einen Teddy zu kaufen, den einige auch sammeln.

 

Leider bin ich dieses Jahr nicht weit gekommen. Ein erboster Marktmeister oder –aufseher, jagte mich von dannen mit den Worten, dass ich in den Gängen nicht sammeln dürfe – nur an den Ein- und Ausgängen. Er lies auch nicht mit sich diskutieren. Von Annette habe ich später erfahren, dass es auf den Märkten zu viele Sammlungen gegeben habe. Viele von den politischen Parteien, sonstigen Vereinen und auch Neo-Nazis, davon einige wohl auch recht aggressiv gegen Markt-Kunden. Natürlich kann ich es verstehen, dass man sich gegen solche Art von Belästigungen wehrt – was ich nicht verstehen kann, dass wir mit aggressiven Sammlern und Neo-Nazis in einem Topf geworfen werden. Selbstverständlich haben in Bremen die Betreiber der Marktstände ihr Marktrecht, aber wenn ich fortgeschickt werde, dann kaufe ich dort auch nicht mehr ein. Und schade, dass die aktuellen politischen Machthaber in Bremen uns nicht unterstützen. Da werde ich bei der nächsten Bürgerschaftswahl noch genauer hinsehen.

 

Hoffen wir, dass sich im nächsten Jahr die Lage auf den Märkten wieder etwas entspannt und man bei uns eine Ausnahme macht, denn wir sind ja schon so etwas wie eine Tradition. Hoffen wir auch, dass wir wieder genügend Helfer finden, vielleicht auch von unserer Gruppe. Denn Coming Out bedeutet letztendlich auch, dass man sich seinen  eigenen Befindlichkeiten stellt.

 

 

Norbert

 

Erstellt im Dezember 2012


Trau keinem über 30

Das Rat & Tat-Zentrum für Schwule und Lesben e.V. feierte seinen 30. Geburtstag

 

Am Donnerstag, dem 6. Dezember 2012, feierte das Rat & Tat-Zentrum für Schwule und Lesben e.V. sein 30jähriges Bestehen ganz offiziell mit einer Jubiläumsgala im Mucical Theater Bremen. Auch wenn es bei den Jüngeren heißt: „Trau keinem über 30“, so kann man doch den Menschen im Zentrum trauen.

 

Kurz vor 19:00 Uhr waren Helmut und ich im Richtweg angekommen. Von Weitem sahen wir schon die Menschen in das Musical Theater strömen. Das Auto kaum geparkt huschten wir auch schon schnell ins Theater, denn es war kalt. Nach dem Einlass ging es erst einmal zur Garderobe. Gleich hier gab es schon die ersten Begrüßungen – viele bekannte Gesichter. Küsschen links, Küsschen rechts und „Hallo, wie geht’s“. Alle waren dem Anlass entsprechend angezogen – Abendgarderobe. Gleich im Foyer fielen uns zwei alte Bekannte auf: Ralf und Werner von den schwulen Vätern Bremen. Schon bald konnten wir uns Richtung Saal bewegen und haben uns mit Ralf und Werner – die gerade ihren 15. Kennenlerntag hatten – an einem Tisch gesetzt. Es waren nette Gespräche – man ist sich nach fast 10 Jahren doch noch recht vertraut. Nach den ersten Schlucken Wein begann dann schon der offizielle Teil.te: Corinna May und Olliver Roemer. Und auch Olli feierte genau an diesem Tag seinen Geburtstag: 30 Jahre plus. Nach dem die Stimmen der Sweet Sugar Swing verklungen waren, kam Olli nicht umhin auch noch etwas zu Besten zu geben. Corinna folgte ihm noch und somit hatten wir ein weiteres Highlight. 


Nach den kurzen Begrüßungsworten von Rainer und Christian vom Vorstand sprach als erstes die Kultustaatsrätin Carmen Emigholz. Nicht nur, dass sie politisch sehr engagiert ist, ist sie auch genau an diesem Tag 16 Jahre Mitglied im Rat & Tat. Dass ihr das Zentrum für Schwule und Lesben am Herzen liegt, konnte man ihren Worten deutlich entnehmen.

 

Es folgten noch kurzweilige Anekdoten der vier Vorstandsmitglieder verbunden mit kurzen Interviews einiger langjähriger Vereinmitglieder und sogar Gründungsmitglieder. Nicht zu vergessen unsere vier Hautamtlichen, die das Zentrum schon über Jahre hinweg engagiert lebendig halten. Nach den vielen Dankesbekundigungen durften wir uns am Buffet stärken.

 

Es folgten mit swingendem Gesang drei Damen aus Oldenburg, die Sweet Sugar Swing. Die Lieder waren heiter bis weihnachtlicht – oder umgekehrt – auf jeden Fall unterhaltsam im Stil der 50er Jahre. Nach einer Pause folgte der zweite Teil, dieses Mal im Stil der 60er Jahre. Ja, so schnell kann man in 15 Minuten um 10 Jahre altern *grins*. Mehr erfahren könnt ihr unter www.sweetsugarswing.com

 

Während der Pause kamen noch zwei weitere alte Bekannte: Corinna May und Olliver Roemer. Und auch Olli feierte genau an diesem Tag seinen Geburtstag: 30 Jahre plus. Nach dem die Stimmen der Sweet Sugar Swing verklungen waren, kam Olli nicht umhin auch noch etwas zu Besten zu geben. Corinna folgte ihm noch und somit hatten wir ein weiteres Highlight.

 

Und irgendwann geht auch der schönste Abend zu Ende. Beswingt fuhren wir nach etlichen Verabschiedungen nach Hause. Vielen Dank an die Organisatoren für diesen wundervollen Abend.

 

 

Norbert


Lieber Uwe,

wir kennen uns nun schon viele Jahre; neun, um es genau zu sagen. Anfangs, als wir noch kaum etwas voneinander wussten, waren wir eher distanziert zueinander. Kein Wunder, wenn beide im Sternzeichen Jungfrau geboren wurden. Doch im Laufe der Zeit gab es Situationen und Ereignisse, die uns immer mehr verbunden haben. Daraus, das kann ich von mir sagen, ist eine tiefe Freundschaft geworden.

 

Ein großer Meilenstein war dann vor über zwei Jahren die Gründung der Selbsthilfegruppe ANS ANDERE UFER ?! an der du mit Fred und mir mitgewirkt hast. Insgesamt zogen sich die Treffen und Gespräche im Jahre 2010 fast ein halbes Jahr hin – unsere Männer waren natürlich mit dabei. Es war schon eine verrückte Zeit damals. Wir wussten nur, dass der Bedarf für so eine Gruppe Bedarf da war, aber ob die Gruppe auch von anderen Männern angenommen wird stand noch in den Sternen. Gerne denke ich noch an diese Zeit zurück.

 

Heute kann ich sagen, dass die Gründung dieser Gruppe ein voller Erfolg war. Viele Mitglieder haben wir nun, einige waren nur kurz da, andere kommen gelegentlich und ein Großteil ist regelmäßig hier. Zu diesem Erfolg hast du, lieber Uwe, beigetragen. Du hattest für neue Mitglieder und deren Probleme stets ein offenes Ohr. Du hast in deiner ruhigen, aber doch sehr bestimmten Art immer die richtigen Fragen gestellt. Einfach bewundernswert. Etwas, was ich demnächst vermissen werde.

 

Wenn wir jetzt Abschied nehmen, dann mit einem weinenden und mit einem lachenden Auge. Persönlich bin traurig, dass du Bremen verlässt. Aber ich weiß auch, dass du gute Gründe dafür hast und dass du dir den Umzug gut überlegt hast. Bremen wird nun um einen geschätzten Mitbürger ärmer, Bielefeld um einen reicher.

 

Aber ich bin mir sicher, dass wir auch weiterhin Kontakt mit dir haben werden. Es gibt E-Mail und Telefon. Und Bielefeld liegt nicht am Ende der Welt – auch wenn es sich so anhört. Gut 180 km trennen uns dann, aber diese Entfernung kann man hin und wieder überwinden. So hoffe ich auch, dass du gelegentlich auch wieder den Weg nach Bremen findest und vielleicht auch mal zur Gruppe kommst. Gäbe es in unserer Gruppe Ehrenmitglieder, dann wärest du, lieber Uwe, der erste. Und: Aus unsere Mitgliederliste werden wir dich nicht streichen!

 

Lieber Uwe, ich wünsche dir, auch im Namen der Gruppe, nun alles Liebe und Gute für den Neuanfang und für die Zukunft in Bielefeld.

 

 

Norbert

 

Erstellt im November 2012


Die Gay-Night 2012 im Hansezelt

Schön sein allein reicht nicht!

 

Das diesjährige Wetter zur Gay-Night im Hansezelt auf dem Freimarkt war bescheiden. Es war ständig leicht am regnen. Trotzdem waren es am Treffpunkt im Hansezelt zu guter Letzt neun Männer aus unserer Gruppe, die erschienen sind. Das war das Gute an der Gay-Night.

 

Um 20:00 Uhr sollte das Programm beginnen. Der DJ sprach dann aber nicht mehr von der Gay-Night, sondern von der Lady- und Gay-Night. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ich fand es schon eigenartig, dass die Lesben und Schwulen sich den Abend auf einmal mit den Damen im Allgemeinen teilen sollten. Die angekündigte Boyband BIG MAGGAS bequemte sich dann auch so gegen 20:30 Uhr sich auf der Bühne zu präsentieren. Ihre Songs allesamt abgedroschene Schlager aus den 80ern, waren weder schwul noch besonders amüsant, allerhöchstens für Malle tauglich. Dafür verlangte der Bandleader aber viel und lauten Applaus. Nach einer dreiviertel Stunde mussten sie schon Pause machen. Nun denn: Es sollten jetzt die AMOR BOYS erscheinen. Das war auch das einzige, was sie machten. Die kamen schon unmotiviert auf die Bühne. Ehe die drei Boys mit ihren Tanzdarbietungen anfingen mussten sie erst noch mit dem DJ plaudern. Als es dann endlich mit dem sogenannten Go-Go-Tanz los ging, bewegten sich die drei abgehackt und hölzern ohne jegliche Choreographie und leider auch ohne Erotik. Schade. Die drei sind wohl ständig in der Muckiebude, doch allein das reicht nicht. Vom Publikum wurden sie dann kaum beachtet und Applaus gab es nur spärlich. Nach drei Songs mit Bewegungseinlage waren sie wohl schon erschöpft und schlichen sich von der Bühne. Da schaute selbst der DJ nicht schlecht. Fassungslos versuchte er zu retten, was noch zu retten war. Nach einer weiteren viertel Stunde wollten dann die BIG MAGGAS wieder Stimmung machen. Aber bei dem Publikum war die Luft raus. Schon um 22:00 Uhr wollten sie sich verabschieden, gaben noch drei kleine Zugaben und dann waren sie weg. Die AMOR BOYS versuchten sich daraufhin wieder mit dem Tanzen, aber sie hatten in der Zwischenzeit nicht viel dazugelernt. Kurz darauf schlichen sie sich, vom Publikum nicht weiter beachtet, von der Bühne. Die Hansezeltbesucher suchten auch schon langsam das Weite. Das Festzelt leerte sich zusehens. Daran konnte auch die Drag-Queen Tatjana Taft mit neuem Outfit auf der Bühne nichts mehr retten. Die Show war vorzeitig zu Ende.

 

Das war nun die zehnte Gay-Night, die ich auf dem Freimarkt als schwuler Mann erleben konnte. Natürlich gibt es immer Höhen und Tiefen. Aber diese Darbietung war insgesamt die schlechteste, die ich je erlebt habe. Sollten die Betreiber des Hansezeltes nächstes Jahr das gleiche Programm haben, dann werde ich es mir sehr wohl überlegen, ob ich da noch einmal hin gehe. Und wie gesagt: Das einzig gute waren unsere Männer aus der Gruppe.

 

 

Norbert

 

Erstellt im Oktober 2012


Wenn einer Reise macht, dann . . .

Schwules Rostock

 

Vom 21. bis zum 28. Oktober 2012 hatten wir, Helmut und ich, unseren Urlaub in Born am Darß. Unsere Unternehmungen waren vielseitig: Von Rügen, Stralsund, Ribnitz-Damgarten  bis Ahrenshoop war alles dabei – auch Rostock.

 

Öffentliches schwul-lesbisches Leben ist in Mecklenburg-Vorpommern nur schwer zu finden. Dank vorheriger Internet-Recherche hatten wir die eine oder andere Adresse. Leider fehlte uns ein bisschen mehr Zeit, um uns alles genau anzusehen.

 

Zuerst waren wir in der Leonhardstraße 20. Hier ist das Rostocker Rat und Tat tätig, welches hier mit einem großen Programm in der 205.000 Einwohner zählenden Stadt aufwartet. Leider reichte unsere Zeit nicht mehr aus, um uns näher mit dem Verein zu befassen.

 

Im ersten Stock dieses Hauses ist die „planbar“ untergebracht. Dieses Ambiente wurde vom Rat und Tat an einem schwulen Wirt vermietet. Mit dem Wirt namens Tom sind wir sofort ins Gespräch gekommen – ein netter Typ. Das Lokal war ansprechend gemütlich. Es wurde um 17:00 Uhr mit einer Happy-Hour geöffnet, wie jeden Tag. Rasch kamen schon die einen oder anderen schwulen und lesbischen Gäste. Es spricht für Tom und seiner Crew, dass so früh Gäste eintreffen. Da wir noch anderes zu tun hatten, mussten wir uns nach einer guten halben Stunde von Tom verabschieden. Bei einem nächsten Rostock-Besuch werden wir sicher hier wieder landen. Ich wünsche mir, dass auch unser hiesiges Rat und Tat das Café Kweer vermieten würde, so dass es täglich geöffnet hätte.

 

Zwei Tage später waren wir in der Badstüberstraße 3. Leider etwas schwer zu finden, obwohl mitten in der City gelegen. Hier ist die „nordic steam“, die Gay-Sauna in Rostock – www.gaysauna-rostock.de

Eine kleine, aber feine Sauna. Im Erdgeschoss ist der Empfang, die Bar und die Lounge, die finnische Sauna und Duschen, der „Fernsehraum“ und dunkle Zonen *zwinker*. Vielleicht hätte man hier anstatt eines mit Lacklaken bezogenen Bettes lieber einen Sling installieren sollen (das ist aber meine persönliche Meinung *grins*). Im Keller dann die Dampfsauna und auch Duschen.

Die Inhaber waren an diesem Abend nicht zugeben. Dafür zwei junge Halbnackte, nett anzuschauen, aber zu keiner Kommunikation fähig, weil sie ständig mit ihrem Smartphone hantierten. Ein Fluch unserer Zeit.

Wir waren zwar zu zweit, aber auch allein kann man hier seinen Spaß haben, wenn Man(n) möchte.

 

Danach sind wir noch zum Burgwall 7 gegangen. Hier ist das Lokal „b-sieben“. Leider war der Tresen komplett besetzt, so dass wir etwas abseits saßen. Hier fiel uns auch wieder die Programm-Vielfalt auf, die wir in Rostock schon mehrfach bemerkt hatten. Man lässt sich hier viel einfallen, um das Publikum zu unterhalten. Davon könnten sich die Wirte in Bremen eine Scheibe abschneiden.

 

Im Friedhofsweg 8 gibt es noch das „Crocodil“. Zu dieser Kneipe können wir noch nichts sagen, weil wir noch nicht hier waren. Das wird sich sicher bei unserem nächsten Rostock-Besuch ändern.

 

Die Rostocker sind sicher nicht so offen wie die Kölner. Manche möchten gar sagen, dass sie stur sind – Fischköppe eben – das sagt man den Bremern aber auch nach. Aber in allen Einrichtungen haben wir uns wohl gefühlt. Wenn wir etwas mehr Zeit gehabt bzw. wir sie uns genommen hätten, wäre man sicher mit dem einen oder anderen ins Gespräch gekommen. Der erste Eindruck war für uns positiv und wir werden sicher gerne wieder kommen – in die kleine, aber feine schwul-lesbische Szene.

 

 

Norbert


Erstellt im Oktober 2012


Familienfeste

Helmut und ich waren zu der Goldenen Hochzeitsfeier meiner Tante und meines Onkels eingeladen. Wir hatten eigentlich gar keine Lust dazu und Helmut musste auch noch bis mittags arbeiten. Wie es dann so ist: Es kamen mehr Kunden als erwartet. Dadurch verzögerte sich die Abfahrt auch noch um eine halbe Stunde. Dann die Autofahrt: Der erste Stau gleich in Bremen. Und die eigentliche Autobahnabfahrt war schon durch einen Stau blockiert. Jedenfalls war es schon 14 Uhr durch als wir endlich ankamen: Mitten auf dem Land (Kreis Vechta), 120 Gäste, überwiegend katholisch und der Hauptgang war auch schon durch. „Na denn“, dachten wir „dann können wir nach dem Kaffeetrinken in zwei Stunden gleich wieder nach Hause fahren.“

 

Doch es kam alles ganz anders. Nachdem wir die Glückwünsche an das Jubelpaar abgeliefert hatten, gingen wir zu unseren Plätzen. Man hatte sie für uns freigehalten. Von den Nachbarstischen wurde genickt und gewunken und einige kamen rüber, um uns zu begrüßen. Die Bedienung brachte uns neue Platten mit der Vorspeise und des Hauptganges. Lecker. Das Dessert konnten wir dann schon gemeinsam mit den anderen Gästen einnehmen. Zwischendurch gab es noch die eine und andere „Showeinlage“ von den Gästen, so wie es auf dem Lande üblich ist.

 

Dann legte der Musikus los – ein Alleinunterhalter, dafür aber ganz beachtlich. Es dauerte auch nicht lange und das gemeine Volk sollte nach dem Ehrentanz des Brautpaares auch tanzen. Wie es nun mal unsere Art ist, haben Helmut und ich wie selbstverständlich bei dem Discofox auch das Tanzbein geschwungen. Natürlich wurden wir nach den ersten Takten von alleinstehenden Damen getrennt, weil sie dachten, dass wir keine abbekommen hätten. Ach die Guten. Aber bald waren wir wieder zusammen und langsam begriff der Rest der Gesellschaft, dass wir zusammen gehören. Sicher, es gab auch hier hin und wieder lange Gesichter. Das legte sich aber bald und je länger wir auf der Tanzfläche waren gab es immer mehr bewundernde Blicke.

 

Schlussendlich war es eine sehr gelungene Veranstaltung. Wir haben uns rundum sehr wohl gefühlt. Es wurde viel gelacht, geredet und getrunken (Wasser natürlich – ich musste fahren). Von wegen, nach dem Kaffee geht es nach hause. Wir waren erst nach 22:00 Uhr wieder daheim und diesmal ohne Stau.

 

Eigentlich eine nette Geschichte, denkt man. Warum ich sie trotzdem geschrieben habe? Um zu zeigen, dass was wir als unser selbstverständliches Recht hinnehmen, für alle Schwulen gelten sollte. Man kann sich schon glücklich schätzen so tolerante Familien zu haben. Dass, das nicht immer so ist, bekomme ich – auch in jüngster Zeit – oft zu hören. Manchmal weiß ich gar nicht was ich sagen soll, wenn ich mitbekomme, dass es Angehörige gibt, die ein schwules Familienmitglied ablehnen, nur weil seine sexuelle Orientierung anders ist, als es in ihr Weltbild passt. Mich macht das betroffen und mir fehlen dann auch oft die Worte.

 

Trotz aller Ablehnung, die manche von uns erleben, kann ich nur sagen: „Geht euren Weg.“ Das ist am Anfang oft nicht leicht und man möchte verzweifeln, aber es kommt der Tag, da weiß man, dass man alles richtig gemacht hat. Dafür lohnt es sich zu kämpfen und für sich einzustehen. Ich wünsche allen die am Anfang dieses Weges sind viel Mut und Kraft.

 

 

Norbert

 

Erstellt im Oktober 2012


Die letzte Fahrrad-Tour mit Olaf in diesem Jahr

3. Samstag im September 2012. Die sechste und letzte Radtour mit Olaf stand an. Es sollte Richtung Osterholz-Scharmbeck gehen. Das Wetter war perfekt – nicht zu heiß und nicht zu windig.

 

Da ich wusste, dass man über Walle in der Nähe vorbei fuhr, wollte ich mit Michael, der auch in der Nähe wohnt, nahe dem Almata-Hochhaus warten. Rechtzeitig waren wir da, doch es dauerte noch etwas bis Olaf mit Jürgen und Steffen angeradelt kamen. Nach einer kurzen Begrüßung ging es weiter am Waller Feldmarksee vorbei durchs Blockland über die Hamme Richtung Ritterhude. Nicht direkt auf der Straße, sondern überverschlungene Wege fuhren wir weiter gen OHZ.

 

Wie immer gab es interessante Gespräche zwischen den einzelnen Teilnehmern. Dadurch, dass nicht immer dieselben hinten fuhren (zugegeben: meistens waren es Jürgen und ich), hatte man wechselnde Gesprächspartner. Die Tour war recht kurzweilig und durch mehrere kleine Pausen und gemäßigtem Tempo gut zu schaffen.

 

Nach anderthalb Stunden waren wir fast am Ziel. Der letzte Kilometer wurde vom Regen begleitet, aber das war nicht weiter schlimm, denn gleich waren wir im Trockenen: Bei Fred in OHZ. Sein Partner Helmut hat uns liebevoll empfangen und kurze Zeit später standen duftender Kaffee, Bockwürste mit Kartoffelsalat und anderen Salate mit Brot auf dem Tisch. Es wurde kräftig zugelangt. Fast waren alle Würstchen aufgegessen als auch mein Helmut mit dem Auto nachgekommen war. Es war eine nette, lustige und harmonische Runde am Tisch. Nach weiteren Minuten kam auch noch Fred und die Runde war perfekt. Dann gegen vier Uhr haben wir uns verabschiedet und wir Radler sind wieder auf unsere Sättel gestiegen, um den Rückweg angetreten.

 

Der Rückweg war genauso kurzweilig. Aber so nach und trennten sich unsere Wege, so dass ein jeder den für sich kürzesten Weg nachhause fuhr.

 

Herzlichen Dank an Fred und Helmut für die Aufnahme abgestrampelter Radler und deren Bewirtung mit viel Kaffee und Mittagessen. Das war ein toller Abschluss für diese Fahrrad-Tour-Serie.

 

Unser Dank geht auch an Olaf, der die Touren ausgearbeitet und organisiert hat. Wir haben viel Neues in und um Bremen gesehen und nette Menschen kennengelernt. Es waren sicher nicht immer sehr viele Teilnehmer, aber gerade deshalb waren die Gespräche untereinander interessant. Ich hoffe, dass Olaf im nächsten Jahr im April 2013 wieder sechs Touren für uns organisiert. Vielleicht sind wir dann auch ein paar Teilnehmer mehr . . .

 

 

Norbert

 

Erstellt im September 2012


Feiern bis der Arzt kommt . . .

Bremen Total – die Gala-Party-Night – am 11. August 2012

zum 30. Geburtstag vom RAT & TAT

 

Trau keinem über 30 hieß es früher. Das RAT & TAT hat seinen 30. Geburtstag gefeiert und man kann ihm immer noch trauen. Vor allen Dingen kann man darauf vertrauen, dass die jährlichen Gala-Veranstaltungen ein voller Erfolg sind.

 

So war es auch dieses Mal. Wir, Helmut und ich hatten uns mit Freunden und meiner Tochter mit Freund zu dieser Party verabredet. Wir wollten früh dort sein, denn eröffnet wurde die Gala mit einem Konzert mit Corinna May und Oliver Roemer mit ihrer Green Jukebox Band. Punkt 22:00 Uhr haben wir uns an der Sielwall-Fähre getroffen, um uns über die Weser setzen zu lassen. Am anderen Ufer war schon das Café Sand hell erleuchtet zu sehen.

 

Dort angekommen konnten wir schon den einen oder anderen Bekannten begrüßen und es dauerte vielleicht noch eine viertel Stunde als das Konzert schon begann. Corinna May und Oliver Roemer konnten wir ja schon vorher in einem zweistündigen Konzert im Café Kweer sehen und hören (siehe Bericht von Uwe). Dort im kleinen Kreis hatten wir schon viel Hörgenuss, jetzt im Café Sand waren die beiden mit ihrer gesamten Band angekommen. Hier wurden nun viele bekannte Songs dargeboten, alle im rockigem Jazz und Soul. Von Anfang an war gute Stimmung, die sich aber  von Lied zu Lied noch steigerte. Die Lebensfreude der Musiker war auf das Publikum übergesprungen. Neben viel Applaus von den Zuhörern wurden die Zuhörer auch immer aktiver. Vom anfänglichen Wippen mit den Füßen ging es über zu mehr oder weniger leichten Hüftbewegungen. Und zum Song „Hit The Road Jack“ war es um uns geschehen: Helmut und ich schwangen dazu das Tanzbein (da hatten wir aber auch noch viel Platz dazu). Das passierte uns dann immer öfter. Das Konzert dauerte inklusive Pause fast zwei Stunden. Vielen Dank an Corinna May, Oliver Roemer und der Green Jukebox Band, die übrigens auch noch kostenlos für uns aufgetreten sind.

 

In einer kleinen Umbaupause war am Strand der Weser noch ein Feuerjongleur zu sehen, der seine Kunst im Dunklen zelebrierte. Es war nur leider recht frisch von den Temperaturen her, so dass nicht viele Zuschauer zugegen waren.

 

Als wir wieder im Cafè Sand waren, war die Bühne schon abgebaut. Schnell füllte sich die gesamte Tanzfläche – und die war groß – mit vielen Tanzwütigen zu Techno und House. Zwischen durch tauchte immer mal wieder ein Bekannter mit einem „Hallo“ auf und natürlich mit Smalltalk. Nach und nach wechselten die DJs zu Diskomusik. Für die Partygäste – vom Alter her sehr gemischt – gab es nun kein Halten mehr: Fast alle stürmten bei guter Laune die Tanzfläche.

 

Wie heißt es doch: Wenn es am schönsten ist, dann soll man gehen. So war es auch bei uns. Gegen 02.30 Uhr schmerzten unsere vier Füße so sehr, dass wir beschlossen langsam den Heimweg anzutreten. Leider fahren die Nachtlinien nicht so häufig – und einige der Fahrgäste waren um diese Zeit ziemlich freakig

 

Es war ein schöner, geselliger Abend, mit viel guter Laune und guter, stimmungsvoller Musik. Einen großen Dank an die Organisatoren.

 

 

Norbert

 

Erstellt im August 2012


Hamburgs Vielfalt – CSD Hamburg 2012

Überraschender Weise konnte Helmut für den Samstagmorgen kurzfristig frei bekommen. Das hätten wir uns gar nicht träumen lassen. So kam es, dass ich in der Frühe am 04.08.2012 schon um 06:00 Uhr aufgestanden bin. Kurz vor acht Uhr waren wir frisch und startklar mit unserem gepackten Rucksack. Und nun ab nach Hamburg-Hammerbrook. Da kann man bei der S-Bahn-Station gut und kostenlos parken und dann ist es nur noch eine Station bis zum Hauptbahnhof. Dort angekommen gingen wir zum Café Uhrlaub, weil wir wussten, dass Fred und Helmut dort zum Frühstücken hin wollten. Das war eine große Überraschung als sie uns sahen. Schnell setzten wir uns um, damit wir den letzten Vierer-Tisch bekamen. Dann wurde ausgiebig gefrühstückt.

 

Mittlerweile war es schon elf Uhr durch und die Lange Reihe füllte sich immer mehr mit vielerlei Menschen. Wir konnten alles wunderbar beobachten, da wir zum Frühstück draußen saßen. Auf einem Mal sahen wir Claus und Carsten aus unserer Gruppe. Das gab natürlich viele Hallos. Auch einige Männer aus der schwulen Vätergruppe waren auf einmal zu sehen, auch hier erst einmal „hallo“ gesagt. Das waren aber noch nicht alle. Nach einiger Zeit sahen wir noch Wilfried und Gerhard, auch aus unserer Gruppe und dann noch etliche Bekannte. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, dass das ganze schwule Bremen in Hamburg war.

 

Die Parade sollte pünktlich um zwölf Uhr beginnen und pünktlich um zwölf Uhr setzte – wie schon im letzten Jahr – der Regen ein. Mit zwei kleinen Knirpsen hatten wir vorgesorgt. Nach kurzer Zeit hörte der Regen auf und dann setzte sich der Umzug in Bewegung, wie immer recht laut mit den Bikern vorweg. Es war eine sehr schöne Parade – das Motto "Ehe 2.0 - Nach den Pflichten jetzt die Rechte!" Alle großen Parteien waren mit einem großen Truck vertreten: Die SPD, die Grünen, die FDP, die Linke und die Piraten – nur die CDU hatte es mal wieder nicht nötig; die hatte einen kleinen Info-Stand an der Binnenalster. Nun denn, die CDU setzt sich sowieso nicht für unsere Rechte ein . . .

 

Der CSD Nordwest in Oldenburg ist nett und beschaulich – bodenständig kann man sagen. In Köln ist alles riesengroß und straff organisiert – umzugserfahren. Und Hamburg hat eine individuelle Vielfalt. Es ist erstaunlich wie die einzelnen Typen sich hier präsentieren. Es macht einfach Spaß hier zuzuschauen.

 

Die Parade endete an der Binnenalster, wo auch die Bühnen, Info- und Verkaufsstände zu finden waren. Hier herrschte nach kurzer Zeit dichtes Gedränge. Das wurde zum Teil schon beängstigend. Hier sollte man doch die Stände lieber etwas weiter auseinander ziehen.

 

Gegen 16:00 Uhr hatten wir langsam runde Füße. Das langsame Pflastertreten ist doch recht anstrengend. Wir hatten auch soweit alles gesehen und somit ging es langsam auf den Rückweg. Helmut und ich waren dann abends wieder zuhause und jetzt wurden erst einmal die Füße hoch gelegt. Nach dem Abendessen sind wir noch zu einem Absacker zu Frank im Rendezvous. Hier gab es zum Abschluss des Tages noch nette Gespräche in geselliger Runde. Aber auch ernste Gespräche gab es und es zeigte sich noch spät am Abend wie wichtig unsere Gruppenarbeit ist, weil es noch viele ungeoutete Männer mit ihren Ängsten gibt. In diesem Sinne: Es war ein schöner Tag und machen wir weiter so . . .

 

 

Norbert


Erstellt im August 2012


Unterschiedliche Gedanken zum  2. Geburtstag unserer Gruppe von zwei Männern, die sich sehr gut kennen

Zum 2. Geburtstag von unserer Gruppe

ANS ANDERE UFER ?!

Vor zwei Jahren haben Uwe, Fred und ich unsere Selbsthilfegruppe gegründet.

Zwei Jahre – das sind sicher nicht viel und doch . . .

 

Beim nächsten Gruppentreffen im August 2012 können wir gemeinsam den zweiten Geburtstag feiern. Das heißt: wir treffen uns dann zum 25. Mal

 

25 Gruppenabende. Bei allen war ich bisher dabei. Gegen 19:00 Uhr schließen Helmut und ich die Tür zum Café Kweer auf, nicht wissend, was uns am Abend erwartet.

Wie viele Männer werden da sein? In den Anfängen waren es im Durchschnitt acht. Mittlerweile kommen zum Gruppenabend zwölf und mehr Männer.

Dann die Frage: „Sind heute Abend Neue dabei?“ Nach zwei Jahren können wir sagen, dass im Durchschnitt jeden zweiten Abend ein neuer dabei ist.

Welche Probleme wird er haben. Man erfährt es ab 20:00 Uhr.

Wie wird der Abend verlaufen. Das weiß man erst hinterher.

 

Und doch – 25 Abende sind 50 gemeinsame Stunden. Stunden in denen man frei sprechen kann. Denn es ist Ehrensache, dass nichts vom dem, was gesagt wird, aus dem Gruppenraum nach draußen dringt. Es gab Themenabende, Abende in denen viel gelacht wurde, Abende voller leidenschaftlicher Diskussion, Abende, die von allem etwas hatten. Fast immer war einer dabei, dem es nach so einem Abend besser ging. Lohnende Abende für alle, denn jeder kann etwas von so einem Abend mit nach Hause nehmen.

 

Und anschließend die lockere Runde im Runken-Eck. Aus einer ursprünglich geplanten halben Stunde werden fast immer eineinhalb Stunden. Auch diese lockeren Gespräche sind sehr wichtig. Manchmal auch, um einen thematisch anstrengen Abend entspannt Revue passieren zu lassen. Aber gelacht wird immer und das ist gut so.

 

Alles im allem waren alle Abende spannend, unterhaltsam und hilfreich. Ich möchte keinen einzigen davon missen. Somit freue ich mich auch auf den zweiten Geburtstag unserer Gruppe, auf viele weitere Abende mit guten Gesprächen, neuen und den alt bekannten Männern, lachende Gesichter usw.

 

Auf ins dritte Jahr . . .

 

 

Norbert

 

 

. . . und so sieht es Helmut:

 

 

 

Hi, an alle AAU’s

 

Es ist Montag. Ich sitze vor der Tastatur und komme ins Grübeln . . .

Kenne ich von mir! Es geht auf den August zu und ich grübele . . .

Wie jeder Monat . . . ein Geburtstagsmonat!

. . . aber dieser ist irgendwie besonders . . .

 

Einer zieht vom Süden der Republik nach Norden . . . ein Neuanfang . . . eine Geburt!

Andere feiern ganz normal „Geburt“stag. Ich auch . . . mal wieder eine Null mehr.

Viele feiern mit . . . beim ehrenvollen Tag (ich hoffe doch).

Einer springt dem Tod von der Schippe und hat die Chance seine „Wiedergeburt“

mit neuen Chancen und Gedanken und Möglichkeiten zu . . . LEBEN!

Andere trennen sich aus einer totgelaufenen Beziehung, die wohl nicht zu retten war . . .

Und erleben nun für sich ein Aufleben in Freiheit wie eine „Geburt . . .

. . . manche finden endlich zu Ihrer vorbestimmten Lebensweise und fühlen sich wie neu Geboren!

 

Aber nun zum Kern . . .

. . . die Überschrift! AAU


. . . allergeilste ausgesuchte Undies     :  für alle Unnerbüxen-Liebhaber . . . nee

 

. . . am Anfang unterwürfig                     :  für die devote Welt . . . nee

. . . am Abend unterwegs                       :  für alle Partyfreaks . . . auch nicht

. . . alle anfänglichen Unruhen                :  für die Übervorsichtigen und Ängstlichen . . . nee nee

 

AAU . . . ANS ANDERE UFER           :  für Männer die Männer lieben und dazu stehen wollen!

 

Ja, das ist unsere Gruppe, gedacht um uns selbst und natürlich den anderen in Gesprächen zu erklären, dass wir . . . was wir . . . wie wir sind. Wir wollen uns nicht mehr verstecken, verstellen, verleugnen . . . denn:

 

WIR SIND SCHWUL . . . das ist gut so!

 

. . . wo bleibt die Geburt, außer das wir uns nach den Treffen wie neu geboren fühlen?

 

Wir feiern Geburtstag, den zweiten . . . Hurra . . . Tättärättä . . . Juchu

 

Wir werden diesen Tag beim nächsten Treffen der AAU’s feiern . . . Überrascht? . . .

Ich hoffe auf viele schöne fruchtende seelenheilende Treffen in der Zukunft!

 

Ups, ich stelle gerade fest, dass mein Bericht den Charakter einer Sonntagspredigt hat.

Das sollte nicht so sein!

Also, ihr könnt jetzt alle wieder W A C H werden . . .

 


Euer H. (der alte Sack)


Erstellt im Juli 2012


Schwules und tolerantes Ammerland

Wir haben uns köstlich amüsiert

 

Samstagnachmittag. Was machen wir nur heute Abend? Zur Stand Up in Bremen hatten wir keine Lust. Das beginnt erst um 23:00 Uhr, die Besucher sind erst um Mitternacht da, man kann sich nicht unterhalten und die ersten gehen schon wieder gegen 01:00Uhr. So wie wir denken mittlerweile viele.

 

Doch da hatten wir doch auf dem CSD in Oldenburg von einer Party der Toleranz in Westerstede gelesen. Na, dann erst einmal googlen. Nach kurzer Zeit hatten wir die Homepage www.schwulesammerland.de . Da gab es unter den Terminen zu lesen, dass heute die Party der Toleranz stattfindet. Beginn 20:00 Uhr. Na, so etwas. So ein früher Beginn. Klasse.

 

Kurz nach 20:00 Uhr waren wir frisch gestylt und los ging die Fahrt nach Westerstede-Torsholt. Nach 83 km und eine Stunde Fahrzeit waren wir dort. Der Bremer Regen hatte sich verzogen und mit dem Ziel kam der Sonnenschein. Super. Der Gasthof Dirks, die Veranstaltungsstätte, hatte sogar einen Garten. Dort war eine große Grillstation mit Würstchen, Steaks, Bauchspeck und verschiedenen Salaten aufgebaut. Und das alles zu zivilen Preisen. Helmut hat sich natürlich gleich eine Bratwurst bestellt J

 

Obwohl wir schon recht früh dort waren, waren der Saal, der Tresen und der Garten schon gut besucht. Bald sahen wir auch schon das eine und andere bekannte Gesicht. Das hatten wir nicht erwartet. Der DJ hatte auch schon ein paar heiße Scheiben aufgelegt, 90er Jahre Disco-Fox. Die ersten Tanzpaare waren schnell auf der großen Tanzfläche. Parkett! Hier wurde wie überall Freestyle getanzt, aber auch sehr viel Dicso-Fox. Wer hätte das gedacht: Nicht überwiegend von den Lesben, sonders von den Schwulen. Wir haben noch nie so viele schwule Tanzpaare auf einer Party zusammen tanzen sehen. Wer uns kennt, weiß, dass wir auch sofort mitgemacht haben.

 

Etwas später kamen dann zwei nette Schwestern der Perpetuellen Indulgenz. Sie waren dann den ganzen Abend hier. Um Mitternacht gab es von der einen sogar eine Showeinlage mit Live-Gesang. Damit hätte sie vielen Drug-Queens Konkurrenz gemacht.

 

Und überhaupt – Tolezanz: Hier waren Lesben, Schwule, Transgender, ein paar Heten, Dicke und Dünne, Lange und Kurze, Junge und Alte, mit und ohne Glitzer, aber alles voller Harmonie und viel Lebensfreude. Selten habe ich so viele strahlende Gesichter gesehen.

 

Leider ist auch die schönste Zeit einmal zu Ende. Es war bereits weit nach 01:00 Uhr morgens, als wir uns wieder auf den Heimweg machten. Es war ein toller Abend. Vielen Dank an das Orga-Team Stammtisch Schwules Ammerland. Es hat viel Spaß gemacht. Nächstes Jahr sind wir wieder dabei.

 

 

Norbert

 

Erstellt im Juli 2012


CSD Köln 2012 und / oder 

der 15. Geburtstag von Da capo al dente

Der CSD in Köln ist eigentlich immer eine Reise wert. So wollten wir am Sonntagmorgen, 08.07.2012, in aller Frühe mit Fred und Helmut Richtung Köln fahren. Die Wetterberichte hatten wir die ganze Woche über im Auge. Am Samstag zeigten alle Wetterdienste für Köln über den Mittag Regen an. Was nun? Vier Stunden Hinfahrt, vier Stunden Köln im Regen und vier Stunden Rückfahrt. Das war es Helmut (meiner) und mir nicht Wert und sagten darauf hin Fred und Helmut ab.

 

Und was sollten wir nun mit dem freien Samstagabend machen. Da gab es doch die Flyer von Da capo al dente, dem schwul-lesbischen Chor in Bremen. Diesen Chor gibt es nun seit 15 Jahren und sie wollten ihr Jubiläumskonzert im Großen Saal der Glocke geben (für Buten-Bremer: Die Glocke ist ein Konzerthaus in der Innenstadt von Bremen). Helmut war am Chatten und hatte kurze Zeit später Gerhard aus unserer Gruppe im Chat. Er ist seit Januar dieses Jahres bei dem Chor und teilte uns mit, dass es noch Restkarten an der Abendkasse gibt.

 

Nun, kurz entschlossen, gegen 19:00 Uhr, schnell umgezogen und ab zum Auto. Zwanzig Minuten später waren wir in der City und weitere zehn Minuten hatten wir zwei Eintrittskarten an der Abendkasse bekommen. Bald saßen wir auf unseren Plätzen, zwar weit hinten, aber – oh Wunder – doch mit guter Sicht auf die Bühne. Das Konzert konnte beginnen.

 

Das tat es dann auch ganz pünktlich. Es wurde für uns ein wunderschönes kurzweiliges Konzert. In der Pause haben wir noch den einen und anderen Bekannten getroffen. Am Ende des zweiten Teiles gab es noch etliche Zugaben und auf einmal war es schon 22:30 Uhr. Mann, wo ist nur die Zeit geblieben?

 

Aber das war noch nicht alles. Als wir wieder im Foyer waren, stellten wir mit Erstaunen fest, dass es noch eine Geburtstagfete gab. Und die war einfach super. Der DJ spielte gute Songs, zu denen man gut tanzen konnte. Das Publikum war ab 30 Jahre aufwärts und alle hatten gute Laune. Mit einigen Bekannten konnte man sich noch kurz austauschen und nach einiger Zeit haben wir dann auch Gerhard getroffen. Es wurde noch ein richtig netter Abend und erst gegen 02:00 Uhr morgens lagen wir erschöpft im Bett.

 

Gegen Mittag (am Sonntag, noch schien die Sonne) machten wir uns auf den Weg das Stadtteilfest in Walle (Vegesacker Straße) zu besuchen. Einmal rauf und runter und schon wieder waren zwei Stunden vergangen. Rechtzeitig bevor der Regen einsetzte waren wir wieder zu hause.

 

Am PC sahen wir, dass es in Köln auch immer noch regnete. Im Center TV haben wir dann einiges von der Parade im Köln gesehen. Leider auch viele Regenschirme. Das war schade für die Akteure und Zuschauer.

 

Vielleicht sind wir nächstes Jahr wieder dabei. Dieses Jahr haben wir für uns in der Kürze einen tollen Ersatz gefunden.

 

 

Norbert

 

Erstellt im Juli 2012


Olafs dritte Rad-Tour

An der dritten Rad-Tour – Woltmershausen, Hasenbüren, Rablinghausen – mit Olaf konnte ich leider nicht teilnehmen. Am 21.07.2012 hoffe ich wieder dabei zu sein. Mal sehen wo uns dann der Weg hinführt.

 

Daher dieses Mal ein paar Zeilen von Olaf:

 

Wir (Michael, zwei neue Mitfahrer namens Ralf und Steffen und meine Wenigkeit) haben uns zwischen 11:00 u. 11:10 Uhr am Roland getroffen. Dann ging es los bei insgesamt brauchbarem Wetter, weniger Sonne, aber durchweg trocken.

Die ganze Zeit führten wir interessante Gespräche, am Anfang gab es eine unterschiedliche Meinung zwischen Michael und mir hinsichtlich des Zeigens nationaler Symbole, wie der Deutschlandflagge (zur "EM").

 

Michael hatte unterwegs in Woltmershausen einer Autofahrerin ausgeholfen, die von dort den Weg zum Universum wissen wollte.

 

Nach etwa 18 Kilometern haben wir unser Ziel erreicht: die Gaststätte am Hasenbürener Sporthafen. Bei Kaffee, Alsterwasser und Kuchen haben wir uns weiterhin gut ausgetauscht, zum Thema "Coming Out"

(z.B. am Arbeitsplatz) u.ä. Die beiden neuen Mitstreiter machten einen sympathischen und aufgeschlossenen Eindruck dabei.

 

Zurück sind wir über Rablinghausen gefahren, das auch recht nette "Ecken" hat.

 

Mein Tempo wurde nicht moniert, Glück gehabt.

 

Schade, dass wir nicht mehr waren, aber manchmal können eben nicht alle. Mir hat es Spaß gemacht und ich freue mich weiterhin über jeden Teilnehmer, bis zur nächsten Runde.

 

 

Norbert / Olaf

 

Erstellt im Juni 2012


CSD Nordwest 2012 in Oldenburg

Soweit die Füße tragen

 

Die ersten Treffen für die Vorbereitungen zum CSD Nordwest 2012 in Oldenburg begannen drei Monate vor dem Termin. Es gab viele gute Ideen. Eigentlich wollten wir mit drei Smart-Cabrios fahren. Alles war soweit organisiert. Die Oldenburger Abordnung vom LUST e.V. fand diese Idee sehr gut. Mal etwas Anderes. Dann machte uns unser Sponsor (die STAND UP), der sich aus allem raus halten wollte, einen Strich durch die Rechnung: Man kürzte die Geldsumme auf 300,00 €. Ein Viertel dessen, was wir im letzten Jahr bekommen haben. Schade: Smarts ade.

 

Dann meldeten sich die Eigner der Oceana zu Wort. Sie wollten einen LKW nebst Fahrer und Musik-Anlage organisieren. So war wenigstens Bremen gut beim CSD Nordwest vertreten.

 

Die Vorbereitungen für das Schmücken des Wagens liefen einen Tag vorher. Junge Helfer waren hier am Werke. Somit konnte der eigentliche CSD-Tag (16. Juni 2012) entspannter angegangen werden.

 

Am Morgen des Tages haben Thomas, Michael und ich uns in der Straßenbahn zum Bahnhof getroffen. Dort angekommen schnell die Fahrkarte gelöst und ab mit dem Zug nach Oldenburg. Rechtzeitig waren wir da. Der LKW noch nicht. Zeit, um im Bahnhof Oldenburg ein Brötchen zu essen. Als wir wieder zurückkamen, war auch der LKW da und mit ihm viele fleißige Hände. Leider fing es an zu regnen. Mal mehr, mal weniger. Erst eine halbe Stunde vor dem Start der Parade wurde es trocken und auch die Sonne ließ sich hin und wieder blicken. Zwischendurch ist dann noch Wilfried zu uns gestoßen.

 

Kurz vor Zwölf war wie immer das Sammeln des Umzuges in der Rosenstraße. Eine kleine Weile später setzte sich der Zug fast pünktlich in Bewegung. Und ich als Wagenengel hinten rechts unseres LKWs zur Absicherung. Mehr als eine Stunde habe ich den Wagen mit abgesichert, als dann noch Helmut nach seiner Arbeit zu uns gestoßen ist. Ich habe mich dann von Thomas ablösen lassen. Es dauerte nicht lange bis Helmut und ich zu der guten Musik von unserem Wagen zu tanzen anfingen. Das haben wir bis zum Ende des Umzuges ausgehalten. Sehr zum Leidwesen unserer Füße, die das Tanzen auf der Straße nicht gewohnt waren.

 

Auf dem Schlossplatz angekommen sollte es erst einmal Kaffee und Kuchen geben. Es dauerte allerding einige Zeit bis wir bei dem Stand da waren, denn immer wieder wurden wir von Bekannten aufgehalten. Nach der Stärkung mussten wir uns erst einmal die anderen Info-Stände ansehen. Zwischendurch mussten wir noch einmal das Tanzbein schwingen, denn gute Musik war nicht fern.

 

Gegen 16 Uhr waren unsere Füße soweit, dass sie uns nicht mehr tragen wollten. Mit letzter Kraft haben wir es noch zum Auto geschafft, welches Helmut in der Nähe des Bahnhofs geparkt hatte. Gut zehn Meter bevor wir die Türen öffnen konnten fing es wieder an zu regnen und das heftig. Glück gehabt.

 

Fix und fertig waren wir, als wir wieder zu Hause waren. Leider mussten wir noch kurz für das Wochenende einkaufen, aber dann hieß es: Füße hoch!

 

 

Norbert


Erstellt im Juni 2012


Die zweite Rad-Tour mit Olaf

Wir sind doch nicht auf der Flucht

 

Vier Wochen später. 19. Mai 2012, gleiche Uhrzeit, gleicher Ort. Ich war mal wieder der erste, der sich am Roland eingefunden hat. Es bot sich wieder das gleiche Bild: Überall Touristen. Doch da war noch etwas: Auf dem Marktplatz hatte die Johanniter-Unfallhilfe Zelte für ihre Werbung und Informationen aufgebaut. Was sollte das bedeuten? Hatte Olaf etwa eine große Tour geplant, wobei wir anschließend die Johanniter brauchen?

 

Und dann: Zwei Minuten nach elf. Olaf tauchte auf. Noch waren wir allein. Der Notfallplan war, dass wir Kaffee trinken wollten, wenn keiner mehr erscheinen sollte. Doch eine Minute später kamen Thomas und Michael angeradelt. Die Freude war groß – nun waren wir schon zu viert. „Na, dann kann die Tour ja starten“, sagten wir. Nichts da: Auf einmal kam noch jemand. Karsten, den Olaf kannte, gesellte sich noch zu uns. Und dann fünf Minuten nach elf stieß noch Michael (der zweite) zu uns. Noch ein großes „Hallo“ und es konnte gestartet werden. Und man beachte: Die Teilnehmerzahl war um 100 % gestiegen J.

 

Zunächst raus aus der Stadt. Über den Domshof, Rembertistraße, Parkallee, Wachmannstraße, H.-H.-Meier-Allee ging es zum Jan-Reiners-Weg. Kurz vor Lilienthal sind wir Richtung Borgfeld abgebogen. Kurz nach Borgfeld-City waren wir schon mitten in der Natur, den Borgfelder Wümmewiesen. Leichtsinniger Weise hatten wir vorher Olaf erlaubt  einen noch größeren Bogen durch dieses Gebiet zu fahren. Kein Haus, kein Baum, nur Wiese, soweit das Auge reicht. Langsam machte sich das Sitzfleisch bemerkbar – mit anderen Worten: Der Hintern schmerzte. Aber Olaf und Karsten waren voll in ihrem Element: Sie waren meist ganz vorn, ganz weit weg. Und schon kamen von hinten die ersten Kommentare: „Wir sind doch nicht auf der Flucht.“ Auf einmal ein Schild mit dem Ortsteilhinweis Flecken Ottersberg. Mein Gott tiefstes Niedersachsen. Und wir fuhren und fuhren und fuhren. Oder kam es uns nur so vor. Dann eine Wegkreuzung. Geradeaus vier Kilometer bis Fischerhude. Und wir sind rechts abgebogen. Glück gehabt. Auf einmal tauchten wieder erste Häuser auf. Die Zivilisation hatte uns wieder. Wir waren nun auf dem Hodenberger Deich. Plötzlich tauchte die Hodenberger Diele auf – ein kleines Ausflugslokal. Michaels Kilometerzähler zeigte ab dem Roland schon 26 km.

 

Nachdem die Räder angeschlossen waren, ging es gleich in den Garten des Hauses. Dort erst mal Platz genommen – endlich vernünftig sitzen – um etwas zum Essen und zum Trinken zu bestellen. Die Bedienung schien der Kleidung nach aus Bayern zu kommen und war allein im Haus. Dementsprechend dauerte es etwas. Aber wir waren ja nicht auf der Flucht. Michael (der zweite) wollte ein Eierlikör-Eisbecher, worauf die Bedienung meinte, dass sie sich das schon gedacht habe. Hm, dass man das in Hodenberg dem Michael ansieht *grins* Originalzitat von Michael an Helmut später am Abend: „Die Fahrradtour war ganz nett, von Olaf sorgfältig vorbereitet, mit Eierlikör in dem Gasthof mit ‚Hoden...’ (habe den Rest vergessen).“

 

Nach einer halben Stunde schwangen wir uns ausgeruht wieder auf die Sättel.Nun ging es weiter über die Neue Vahr, Gartenstadt Vahr, das Geteviertel Richtung Schwachhausen. Hier trennten sich unsere Wege. Mit Thomas und Michael ging es weiter durch den Bürgerpark und von dort langsam wieder nach Hause – denn wir waren ja nicht mehr auf der Flucht.

 

Fazit: Es war eine schöne Tour. Eine die ich auch noch nicht kannte. Und beim Fahrradfahren sieht man vieles, was man sonst nicht bemerken würde. Länger sollten die nächsten Touren aber nicht werden und vielleicht einen Tick langsamer, damit man sich noch unterhalten kann, denn: Wir sind doch nicht auf der Flucht. *zwinker*

 

 

Norbert


Erstellt im Mai 2012


Die erste Radtour mit Olaf

Aller Anfang ist schwer

 

Olaf, ein Fahrradfahrer aus Leidenschaft, hatte an einem der Gruppenabende die Idee Fahrradtouren für schwule Männer zu organisieren. Von unseren Bedenken, ob überhaupt jemand zum Radfahren erscheint, lies er sich nicht abbringen. Das ist schon mal bewundernswert. Die Vorbereitungen im Winter waren dann auch ruckzuck erledigt. Auch der Vorstand vom Rat und Tat Zentrum wurde informiert, damit die Termine – 3. Samstag im Monat – ins Mopro (Monatsprogramm des Rat und Tat) aufgenommen werden. Es sollte ja für alle schwule Männer mit Interesse am Radfahren sein und nicht nur für unsere Gruppe. Und siehe da: Es hat alles wunderbar geklappt. Sogar im Gay-Web Bremen war der erste Termin für die Radtour zu finden.

 

Die erste Fahrt fand dann am 21. April 2012 ab 11:00 Uhr statt. Treffpunkt war der Roland. Um 10:15 Uhr habe ich in aller Ruhe bei Sonnenschein das Haus verlassen und bin gemütlich mit meinem Rad in Richtung Innenstadt gefahren. Was sollte ich mich anstrengen – die Tour würde noch lang genug werden, dachte ich. Trotzdem war ich um 10:45 Uhr der erste Teilnehmer, der in der Nähe des Rolands stand. Ich habe mir in Ruhe das bunte Treiben der Touristen angeschaut. In großen Herscharen umrundeten sie den Roland. Bremen muss doch recht sehenswert sein. Als Bremer nimmt man die Schönheiten seiner Stadt gar nicht mehr so richtig wahr. Kurze Zeit später kam auch schon Olaf mit seinem Mountainbike herangefahren. Wir sahen etliche Fahrradfahrer, doch wollte keiner zu uns. Schade. Um 11:00 Uhr waren Olaf und ich immer noch allein. Bis 11:10 Uhr wollten wir warten, um zu sehen, ob sich noch ein Interessent zu uns verirrt. Glück gehabt: Kurz nach elf Uhr kam noch Bernd vom Rad und Tat auf uns zu geradelt. Obwohl wir nur zu dritt waren, sind wir um 11:10 Uhr los gefahren.

 

Nach kurzer Fahrt durch die Bremer Innenstadt waren wir schnell am Bürgerpark. Rasch sind wir, wenn es die Situation zuließ, zu zweit oder dritt nebeneinander gefahren. Dabei kam es zu vielerlei Gesprächthemen. Zum Einen konnte man während der Fahrt seinen Gedanken freien Lauf lassen, zum Anderen war aber zu jeder Zeit auch ein Austausch dieser Gedanken möglich. Man könnte sagen: Bewegung macht die Gedanken frei und lockert die Zunge.

 

Am Ende des Bürgerparks kam der Stadtwald und von dort fuhren wir weiter ins Blockland. Hier begann die eigentliche Tour. Wir radelten immer auf den Deichen. Die Sonne wärmte uns, leichter Wind wehte uns um die Nasen und nur ein winziger Schauer nässte uns ein wenig – April eben. Wunderschöne Landschaften zogen langsam an uns vorüber. Überall waren die wilden Frühlingsblumen zu sehen. Auch Fischreiher warteten am Wümmeufer auf Futter oder waren in ihren Nestern zu sehen. Und zwischen all dieser Natur wurde weiterhin viel geredet.

 

Eine kleine Erholungspause gab es natürlich auch. Auf gut halber Strecke sind wir im Bio-Bauernhof-Café Kaemena eingekehrt. Es gab Kaffee, Bio-Eis, Gebäck und Torte. Für jeden war etwas dabei. Und lecker war es. Nach der Stärkung haben wir uns noch die hofeigene Galerie angesehen. Es war eine Ausstellung von einem hiesigen Maler, der dort Bilder von Nutztieren zeigte. Das hat uns gut gefallen. Danach schwangen wir wieder auf unsere Sättel und weiter ging es Richtung Kuhgrabenweg. Kurze Zeit später waren wir schon wieder im Bürgerpark, wo sich unsere Wege wieder trennten.

 

Obwohl wir nur zu dritt waren oder auch gerade deswegen, war es ein gelungener Auftakt für die Fahrradtoren mit Olaf. Die Zeit verging wie im Fluge. Es war kurzweilig und unterhaltsam. Selbst die 24 km im Blockland konnte ich als ungeübter Radfahrer gut schaffen. Ich freue mich schon auf den nächsten Termin im Mai. Vielleicht sind wir dann schon zu fünft oder sieben – oder gar noch mehr? Wer weiß das schon. Aber es lohnt sich auf jeden Fall.

 

Norbert

 

Erstellt im April 2012


Was bedeutet unser Coming Out für unsere Mitmenschen.

Wenn wir uns outen, dann sind nicht nur wir davon betroffen. Eltern müssen erst lernen damit umzugehen. Was sagen sie, wenn der Sohn mit einem Mann nach hause kommt, zu den Nachbarn und Freunden? Natürlich ist es schön, wenn die Eltern bedingungslos hinter ihrem Sohn stehen, aber auch Ängste werden da sein. Selbst wenn sie das Schwulsein akzeptieren tauchen Fragen auf: Wird mein Sohn glücklich? Bleibt er gesund? Wir reagieren die Mitmenschen auf ihn?

 

Wenn es schon Eltern so geht, wie geht es dann erst den Kindern von schwulen Vätern? Auch sie haben es nicht leicht. Auch sie haben Fragen über Fragen, sicher noch mehr als die Eltern von schwulen Söhnen.

 

Einen kurzen Einblick darüber gewinnt man, wenn man den Bericht von meiner Tochter liest. Der Bericht ist mittlerweile über drei Jahre alt, aber immer noch sehr aktuell vom Inhalt her. 

 

 

Hallo, ich heiße Marit und bin 16 Jahre alt.

 

Dass mein Vater schwul ist habe ich mit 11 Jahren erfahren (das ist nun also schon ein wenig her) und inzwischen habe ich damit keinerlei Probleme mehr, damals hingegen schon. Erfahren habe ich das ganze zum einen von meinem Vater selbst, zum anderen von meiner Familie. Es war ein Riesenschock, verbunden mit Unverständnis.

 

Er erzähle mir eines Abends, nach dem er von zu Hause ausgezogen und ich bei ihm zu Besuch war, dass wir gleich auf den Rummel gehen würden. Ich freute mich, doch dann erfuhr ich, dass sein neuer Freund mitkommen solle. Eigentlich wollte ich daraufhin nicht mehr ausgehen. Ich war irritiert, wusste nicht was ich machen oder sagen sollte, geschweige denn, wie ich mich verhalten sollte.

 

Von meiner Familie (Mutter, Bruder und Schwester) kamen kaum Reaktionen mir gegenüber. Ich wurde aus vielem rausgehalten, mir wurde immer nur gesagt ich sei zu klein um das alles verstehen zu können. Den Freunden und Bekannten, denen ich es nach einigen Jahren erzählte, reagierten allerdings anders als erwartet. Ich hatte Angst, dass sie mich ausgrenzen würden, dem war zum Glück nicht so. Alle reagierten mit großem Verständnis für mich und nahmen mich in die Arme. Auf Grund dieser Erfahrungen kann ich inzwischen sehr gut mit dem schwulen Leben meines Vaters umgehen und auch drüber sprechen und berichten. Der Großteil meiner Freunde weiß darüber Bescheid, wenn auch erst seit kurzem.

 

In der ersten Zeit habe ich mich von meinem Vater sehr distanziert. Ein Jahr lang hatte ich gar keinen Kontakt zu ihm. Meine Schwester sehnte sich allerdings irgendwann wieder nach unserem Vater und sie nahm daraufhin den Kontakt wieder auf, so dass ich meinem Vater auch wieder näher kam, bis heute. Inzwischen habe ich zu meinem Vater wieder einen sehr guten Kontakt und wir verstehen uns wieder sehr gut, was, so glaube ich zumindest, beide Seiten sehr freut.

 

Marit

Meine Tochter Marit – sie ist das jüngste von drei Kindern – hat mittlerweile alles gut verarbeitet. Zwischendurch war sie ein Wochenende im Waldschlösschen zum Seminar Mein Papa ist schwul. Dieses Seminar hat ihr sehr geholfen. Leider wird es mangelnder Teilnehmer nicht mehr angeboten. Wir haben wieder einen guten Kontakt miteinander. Sie besucht uns mit Freunden oder wir (Helmut und ich) besuchen sie. Im letzten Jahr hat sie ihr Abitur bestanden und nun studiert sie in einer anderen Stadt aufs Lehramt.

 

Ich bin stolz auf meine drei Kinder. Alle haben sie ihr Leben im Griff. Mit allen und den potentiellen Schwiegerkindern haben wir guten Kontakt. Ich wünsche ihnen, dass sie weiter aufrecht durchs Leben gehen.

 

 

Norbert

 

Erstellt im Januar 2012


Silvester 2011 – einmal anders . . .

Wie jedes Jahr stellt sich irgendwann Ende Dezember die Frage: „Was machen wir Silvester?“ So natürlich auch im Dezember 2011. In den anderen Jahren hatten wir eingeladen zu einer Silvester-Party oder wir wurden eingeladen zu einer eben solchen. Doch dieses Jahr wollten wir nach dem stressigen Jahr einfach unsere Ruhe, nicht hin und her fahren, sondern ganz einfach ohne große Planung ins neue Jahr rutschen.

 

Der Zufall wollte es, dass Helmut für den 31. Dezember Freikarten für den Bremer Weihnachtszirkus bekommen hat. Zirkus! Ja, warum eigentlich nicht? Vorstellungsbeginn war um 19:30 Uhr. Von unserer Wohnung aus waren wir trotz Nieselregens in 20 Minuten zu Fuß an unserem Ziel. Erst einmal wurden die Karten geholt und dann haben wir uns noch ein wenig umgesehen. 20 Minuten vor der Vorstellung nahmen wir Platz. Kurze Zeit später machte schon ein Clown so nebenbei seine Späße, damit dem Publikum bis zum Beginn nicht langweilig wurde. Pünktlich eröffnete der Zirkusdirektor die Vorstellung. Es gab abwechselnd Artistik, Akrobatik und Dressur zu sehen. Es waren recht unterhaltsame und kurzweilige Darbietungen, die wir zu sehen bekamen. Neben einer Pferdedressur gab es noch Dressuren mit Elefanten und Kamelen. Es waren einfache Dressuren, aber artgerecht und den Tieren ging es gut. Wir waren hautnah dabei (und wir haben es auch gerochen). Höhepunkt war eine Dressurdarbietung mit kalifornischen Seehunden. Diese waren sehr spaßig und der Dompteur hatte eine sehr gute und witzige Show geboten. Einschließlich einer 20minütigen Pause, in der man sich im Zirkus alles in Ruhe anschauen konnte, war die Vorstellung erst kurz vor 23:00 Uhr zu Ende.

 

Um dann bald mit einem Glas Sekt auf das neue Jahr anzustoßen, sind wir dann noch zu Frank ins Rendezvous gegangen. Hier ging es schon feucht-fröhlich zu. Einige der Besucher waren uns bekannt. Schnell ist man mit dem einen oder anderen ins Gespräch gekommen. Rotwein wurde getrunken und um Mitternacht das obligatorische Glas Sekt. Dann wieder Rotwein und zwischendurch wurde zu guter Musik das Tanzbein geschwungen – Mann mit Frau, Frau mit Frau und Mann mit Mann. Das ist das Schöne an einer Gaststätte, in der Heteros und Homos wie selbstverständlich zusammen feiern. Wir hatten auf jeden Fall viel Spaß.

 

Gegen 03:30 Uhr waren wir wieder zu Hause. Wir hatten einen unterhaltsamen, spaßigen und zudem preiswerten Silvesterabend. Es war mal was ganz anderes. Sicher werden wir in Zukunft noch die eine oder andere Silvester-Party feiern, aber das letzte Silvester werden wir so schnell nicht vergessen.

 

 

Norbert

 

Erstellt im Januar 2012